Chronik

Wo Menschen unentgeltlich behandelt werden

„Uns interessiert nicht, ob unsere Patienten legal oder illegal im Land sind. Es zählt nur, ob sie medizinische Hilfe brauchen“, sagt Ignaz Hochholzer. Er leitet die allgemeine Ambulanz des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Wien-Leopoldstadt. Den Ärmsten der Armen zu helfen, ist das zentrale Anliegen des Ordens.

Im Spital in Wien werden auch Patienten ambulant versorgt, die keine Krankenversicherung haben. 30 bis 40 sind es tagtäglich. Viele davon sind Flüchtlinge, etliche aber auch Einheimische, die aufgrund privater Probleme aus dem sozialen Netz gefallen sind.

„Die Menschen, die zu uns kommen, sind in der Regel schon deutlich kränker, als die Patienten in den herkömmlichen Ambulanzen“, erzählt der Arzt. Aufgrund ihrer prekären Lebensumstände warten sie gezwungenermaßen lange zu, ehe sie nötige Hilfe in Anspruch nehmen.

Die Barmherzigen Brüder nahmen allein im Vorjahr darüber hinaus rund 400 versicherungslose Patienten stationär auf. So wie Janos T. (Name geändert). Der gebürtige Pole musste sich hier vor kurzem einer Kehlkopf-Operation unterziehen.

Symbolischer Beitrag

Möglich werden die kostenlosen Behandlungen durch Spenden. „Vielen Patienten ist es aber wichtig, dass sie zumindest einen symbolischen Beitrag selbst leisten“, erzählt Hochholzer.

Stetig wachsende Patientenzahlen verzeichnet auch Carina Spak, Leiterin von AmberMed in Wien-Liesing. Die Einrichtung der Diakonie behandelt seit fast zehn Jahren Menschen ohne Versicherung. Im Vorjahr waren es rund 1500 Patienten. „Darunter sind auch Menschen aus Kriegsgebieten, die schwerst traumatisiert sind“, schildert Spak. Aber auch ehemalige Unternehmer, die in den wirtschaftlichen Ruin gestürzt sind. Versorgt werden sie von 68 ehrenamtlichen Helfern, die Hälfte davon sind Ärzte. „Wir würden aber deutlich mehr brauchen, weil die Patientenzahlen so stark steigen.“