Zwölfjährige missbraucht: Prozess wurde auf Jänner vertagt
Der 17-jährige Beschuldigte wirkt kindlich und wenig selbstbewusst, als er im grauen Anzug am Dienstag auf der Anklagebank im Landesgericht für Strafsachen Platz nimmt. Auch sein Vater sitzt im Saal 304, nur wenige Meter entfernt.
Der Jugendliche muss sich wegen Vergewaltigung einer damals Zwölfjährigen in einer Parkgarage vor einem Schöffengericht verantworten. Nach dem Auftakt am Dienstag wird der Prozess am 7. Jänner fortgesetzt. Auf Antrag des Privatbeteiligtenvertreters Sascha Flatz soll dann ein Freund des Angeklagten gehört werden, der von dem Übergriff gewusst haben soll.
Bei dem Übergriff soll es sich jedoch um keinen Einzelfall handeln. Die 12-Jährige soll über Monate von einer Gruppe von Burschen teils schwer sexuell missbraucht worden sein – in Stiegenhäusern oder Parkgaragen. Die Bande soll aus 18 Jugendlichen bestehen, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Zwei Fälle sind angeklagt
Erst zwei Fälle sind laut Staatsanwaltschaft angeklagt. Die Jugendlichen hatten die Zwölfjährige über einen Burschen kennengelernt, in den das Mädchen verliebt gewesen sein dürfte und mit dem es zu Zärtlichkeiten, aber nicht mehr gekommen sein soll.
Die sexuellen Übergriffe der 18 Beschuldigten sollen zwischen Februar und Juni vergangenen Jahres passiert sein. Die Burschen weisen unterschiedliche Nationalitäten auf: Unter ihnen befinden sich Österreicher, Jugendliche mit bulgarischen, nordmazedonischen und türkischen Wurzeln, ein Serbe und ein Italiener.
Treffen im Parkhaus
Über Snapchat tauschten sich die Jugendlichen aus. Auch der 17-jährige Syrer, der am Dienstag vor Gericht stand, nahm so Kontakt zu dem Mädchen auf. Wann genau dieses Treffen stattgefunden hat, ließ sich laut Staatsanwaltschaft nicht mehr rekonstruieren. Fest steht, dass beim zweiten Treffen in einem Park in Favoriten auch andere Jugendliche dabei waren.
„Nachdem die anderen nach Hause gegangen waren, gingen das Mädchen und der Angeklagte auf das oberste Stockwerk eines Parkhauses. Dort kam es zunächst zu einem einvernehmlichen Kuss“, sagte die Staatsanwältin am Dienstag. Anschließend soll der Bursche die 12-Jährige zu Oralverkehr gezwungen haben. „Das Mädchen hat ihm mehrfach mitgeteilt, dass sie nicht will“, so die Staatsanwältin. Er habe dies aber ignoriert.
Am Dienstag muss sich der 17-Jährige nicht nur wegen Vergewaltigung verantworten. Er wird auch beschuldigt, „unbare Zahlungsmittel entfremdet zu haben“ – sprich mit einer fremden Kreditkarte versucht haben, Zahlungen zu tätigen. „Ich hab’ die Kreditkarte auf der Straße gefunden. Ich wollte online was kaufen damit, aber es hat eh nicht funktioniert“, sagte der Beschuldigte vor Gericht aus. Auf seinem Handy wurden zudem Daten von fremden Bankomat- und Kreditkarten gefunden.
Zu den letzten beiden Punkten zeigte sich der Beschuldigte geständig. Zur Vergewaltigung kündigte sein Verteidiger ein Tatsachengeständnis an. Der Anwalt äußerte zudem Bedenken an dem Vorwurf der Vergewaltigung. Der Bursche hatte behauptet, mit dem Mädchen nie über ihr Alter gesprochen zu haben. Er sei davon ausgegangen, mit einer Gleichaltrigen einvernehmlichen Sex gehabt zu haben, so der Verteidiger. Das Opfer habe laut Staatsanwältin jedoch „glaubhaft geschildert“, vergewaltigt worden zu sein.
Weiterer Prozess gegen 16-Jährigen in der Causa
Für das Sexualdelikt wurde die Öffentlichkeit von dem Prozess ausgeschlossen. Der nächste Prozess in der Causa findet am 5. Dezember statt. Verhandelt wird gegen einen 16-Jährigen wegen Vergewaltigung und versuchter geschlechtlicher Nötigung. Auch er hatte das Mädchen zum Beginn des Vorjahres kennengelernt und war dann später über die Chats von der Polizei ausfindig gemacht worden. Gegen den 16-Jährigen war wiederum ursprünglich wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen ermittelt worden.
Die endgültige rechtliche Beurteilung der Staatsanwaltschaft ergab, dass Gewalt im Spiel gewesen sein könnte, was zu einer Anklage wegen Vergewaltigung führte. Der 16-Jährige soll außerdem versucht haben, die damals Zwölfjährige nach dem ersten Geschlechtsverkehr zu weiteren sexuellen Handlungen zu überreden, indem er ihr drohte, er werde ansonsten Videomaterial von ihr öffentlich machen.