Zu wenig Geld zum Heizen: Von der Kälte in die warme Stube
Von Julia Schrenk
Ljubomir und Manfred sitzen an einem Tisch und "herzerln". So wie immer, wenn sie einander in der Wärmestube der Pfarre Auferstehung Christi in der Einsiedlergasse in Wien-Margareten treffen. Und das ist so gut wie jeden Mittwoch in diesem Winter.
Die Pfarre betreibt eine der insgesamt 24 Wärmestuben in Wien. Heuer sind es zwei mehr, denn die Nachfrage ist gestiegen. 2016/17 kamen 9894 Gäste in die Wärmestuben, im Jahr davor waren es 8171, 2600 im Winter 2013/14. Betrieben werden sie auf Initiative der Caritas von katholischen, evangelischen und orthodoxen Pfarren sowie einem Verein. Deren Gäste sind nicht ausschließlich Obdachlose, sondern vor allem Menschen, die zwar eine Wohnung haben, bei denen das Geld aber nicht für Miete, Heizen und Lebensmittel reicht.
"Kältestube"
So wie bei Ljubomir (54). Mit seiner Frau lebt er in einer kleinen Wohnung. "Eine Kältestube ist das", sagt der 54-Jährige. Denn zum Heizen reicht das Geld nicht. Weil er daheim den ganzen Tag unter der Decke "scheppern" würde, kommt er in die Wärmestube – von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr abends. In der Früh gibt es Brote und Obst, zu Mittag ein Schnitzerl, das Pfarrer Wolfgang Unterberger selbst zubereitet. Freiwillige helfen bei der Ausgabe – insgesamt sind es 480 in allen Pfarren, die beim Projekt mitmachen.
"Leistbarer Wohnraum ist ein immer stärkeres Thema bei uns", sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien. Mehr als 5000 Personen wandten sich im Vorjahr an die Organisation, weil sie kein Geld zum Heizen hatten oder von Delogierung und Obdachlosigkeit bedroht waren.
Ljubomir bleiben 2,38 Euro pro Tag zum Leben, erzählt er. Als der KURIER vor zwei Jahren mit ihm sprach, waren es noch 4,86 Euro. Der 54-Jährige bekomme ein Taggeld aus der Notstandshilfe, seine Frau eine kleine Pension. "Immer wenn die auch nur ein bissl steigt, ziehen die mir was ab", sagt Ljubomir.
"Er hat kein Geld, aber eine Wohnung und ich hab keine Wohnung. Aber es kann nicht nur Vorteile im Leben geben", sagt Manfred (57), der seit drei Jahren obdachlos ist und auf der Donauinsel schläft. Die Wintertage verbringt er meist in einer der Wärmestuben. Am Schlimmsten sei seine Situation im Oktober und November, wo viele Winterquartiere noch nicht geöffnet haben. "Man muss dankbar sein für so was wie da", sagt Manfred.
Auch Ljubomir hadert nicht mit seinem Schicksal. "Ich hab nur kein Geld, aber das macht nix. Gesundheit ist mir wichtiger."
Spenden: Die teilnehmenden Pfarren freuen sich über Sachspenden: Tee, Kaffee, Zucker, H-Milch, Süßigkeiten, Taschentücher, Zahnpasta, Zahnbürsten und Fahrscheine. Öffnungszeiten: www.pfarrcaritas.at