Chronik/Wien

Zerkratztes Auto als Denkzettel für Taxler

Wenn Taxilenker Sameh Mikhail vor den Wiener Ringstraßenhotels parkt, spricht sich das in Windeseile herum. Denn wenn er kommt, gibt es in der Regel Ärger: Wie berichtet, fotografiert Mikhail seit Monaten Mietwagenfahrer, die einfach vor den Hotels parken und so den Taxifahrern das Geschäft wegschnappen. Am vergangenen Ostersamstag dürfte sich einer von ihnen gerächt haben: Er zerkratzte mit einem Schlüssel beide Seiten von Mikhails gepflegten Mercedes.

„Ich bin beim ,Le Meridien‘ stehen geblieben und habe fotografiert – wie immer“, erzählt er. Mikhail fuhr weiter zum nächsten Hotel. „Ich wollte die Fenster putzen, bin ausgestiegen – und da habe ich bemerkt, dass mein Auto einen langen, ganz frischen Kratzer hat.“ Der Übeltäter hatte seine Arbeit gründlich gemacht. Zwei Kratzer gehen beidseitig über die Türen.

Zufall

Mikhail fuhr zur nächsten Polizeiinspektion um die Sachbeschädigung anzuzeigen – und wurde dort schon erwartet. Zeugen, die kurz zuvor beim ,Le Meridien‘ waren: „Zwei junge Männer. Die haben das beobachtet und Fotos gemacht.“ Den mutmaßlichen Täter gibt es auf einem gestochen scharfen Foto, ebenso das Kennzeichen seines Fahrzeuges – wenig überraschend ein Mietwagen.

Der Zufall meinte es erneut gut mit Mikhail. Am Folgetag traf er den bisher namenlosen Kollegen wieder. Der Taxler informierte die Polizei. „Als die Polizisten kamen , ist er weggefahren, die Beamten mit Blaulicht hinterher.“ Er sei schon mehrmals mit dem Mann zusammengekracht, erzählt er. „Ich habe ihn schon einige Male angezeigt.“ Insgesamt 9000 Anzeigen hat der Taxler beim Magistrat schon eingereicht.

„Jeder hat sich an Regeln zu halten“, stellt Taxi- und Mietwagen-Obmann Christian Gerzabek in Richtung Mietwagenfahrer fest. „Aber auch einige Anzeigen waren nicht korrekt.“

Das gibt Mikhail auch zu: „Einiges wurde eingestellt – weil die Hinweise von Kollegen kamen, die ich namentlich nicht genannt hatte.“