Wirt fühlt sich von Amtsschimmel verfolgt
Von Bernhard Ichner
Gunnar Immervoll hat eine ganz besondere Beziehung zum Magistrat der Stadt Wien. Und zwar bereits seit 2012. Da beantragte der Wirt der "Acabar" in der Hermanngasse (7.) – wie jedes Jahr – einen Schanigarten. Daraufhin wurde ihm per Bescheid eine befristete Erlaubnis erteilt, seinen 8,60 mal 1,80 Meter großen Gastgarten aufzustellen. Immervoll zahlte die notwendige Gebühr – und wurde wenig später von der MA46 (Verkehr) wegen seines "illegalen Schanigartens" angezeigt. Mittlerweile ist das Verwaltungsgericht mit der Causa befasst.
Zu mehr als einer Verhandlung wird es allerdings nicht kommen. Der Richter machte der Farce ein schnelles Ende. Die Anzeige, die erstattet worden sein dürfte, ohne dass man die vorherige Genehmigung des Schanigartens überprüfte, wurde eingestellt.
Die Vor- und Nachgeschichte der Amtsposse war vor Gericht laut Immervoll kein Thema. Warum besagter Schanigarten von 2008 bis 2011 sowie seit 2013 jedes Mal anstandslos genehmigt und nur 2012 quasi beanstandet wurde, weiß der Gastronom bis heute nicht. Zumal sich weder Größe, noch Ausstattung des Gastgartens jemals änderten.
Und warum man bei der MA19 (Architektur und Stadtgestaltung) ursprünglich ein Foto des Schanigartens sehen wollte, um selbigen überhaupt bewilligen zu können, leuchtet ihm auch nicht wirklich ein. "Da hätte ich ihn ja erst ohne Genehmigung aufbauen müssen."
Hai statt Sonnensegel
Auf KURIER-Anfrage im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou – in deren Zuständigkeit sowohl die MA19, als auch die MA46 fallen – verweist man zwar auf das magistratische Bezirksamt, das für derlei Genehmigungen zuständig sei. Der ungewöhnlichen Anzeige bzw. dem Foto-Ansinnen werde man aber auf den Grund gehen.
Immervoll steht indes vor einem neuen Problem. Für den heurigen Sommer wurde ihm der Schanigarten zwar genehmigt, "dafür stört laut MA19 jetzt das Sonnensegel das Stadtbild – das erste Mal seit Jahren", wundert sich der Wirt. Darum wurde nur das Schatten spendende Dach nicht bewilligt.
Der Gastronom hat mittlerweile aber die Nase voll. "Die Kommunikation mit den zuständigen Abteilungen hab ich aufgegeben", erzählt er. Statt Einspruch gegen die Entscheidung zu erheben, setzt er auf Aktionismus – und verzierte seinen Schanigarten mit bunten Wasserbällen, Lampions, aufblasbaren Gitarren und einem breit grinsenden Haifisch (ebenfalls zum Aufblasen). Das spendet den Gästen zwar keinen Schatten, darf aber als Statement verstanden werden. "Das ist Deko-Material. Dekoration kann das Stadtbild nicht stören", sagt Immervoll.