Chronik/Wien

"Wir machen Wien“: Neue Plattform für Bürgerinitiativen gestartet

Am 1. Juni 2022 war Schluss. Mit dem symbolischen Annageln ihrer 18 Forderungen am Rathaus stellte die Initiative „Platz für Wien“ ihre Aktivitäten ein, nachdem sie zwei Jahre lang die Wiener Stadtplanungs- und Verkehrspolitik vor sich hergetrieben hatte wie kaum eine zivilgesellschaftliche Initiative zuvor.

Bis zu 150 Aktivistinnen und Aktivisten hatten konstant Druck für mehr Verkehrsberuhigung, mehr Platz für Radfahren und Zufußgehen und die klimafitte Umgestaltung der Stadt ausgeübt und im Wahljahr 2020 die erfolgreichste Petition der Stadtgeschichte organisiert. Knapp 58.000 Menschen unterschrieben damals den Forderungskatalog und machten „Platz für Wien“ zu einem nicht zu ignorierenden Faktor.

Unterstützung für Bürgerinitiativen bereitstellen

Jetzt geht das Kernteam mit einem neuen Projekt an den Start. Diesmal aber nicht, um unmittelbar nach außen zu wirken, sondern um andere Gruppen zu vernetzen und ihnen die eigenen, gesammelten Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. „Damit nicht jede Initiative das Rad neu erfinden muss“, sagt Ulrich Leth, Verkehrswissenschafter an der TU und früherer Sprecher von „Platz für Wien“.

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Der Ort dafür ist das Online-Portal „Wir machen Wien“, das am Mittwoch online ging. Der Name ist zugleich Hinweis auf einen weiteren Schwerpunkt: echte Partizipation. „Wir fordern die gewählten politischen Entscheidungträger:innen und die Verwaltung dazu auf, Beteiligung durch engagierte Bürger:innen und Initiativen nicht nur als Anhörung zu verstehen, sondern als produktive Partner:innenschaft für bessere Entscheidungen konkret umzusetzen“, heißt es im Gründungsmanifest.

Öffentlicher Raum steht im Mittelpunkt

Thematisch wird es um die Punkte gehen, die bereits für Platz für Wien zentral waren: Mobilität, Verteilung des öffentlichen Raums und Begrünung vor dem Hintergrund der Klimakrise und einer sich immer weiter erhitzenden Stadt. „Ausschlaggebend für die Gründung war, dass schon vor der Auflösung von Platz für Wien immer wieder Initiativen bei uns um Unterstützung angefragt haben“, erzählt Leth.

Konkret ausgearbeitet wurde die Idee dann auf einem Hackathon der Arbeiterkammer, die das Projekt aus ihrem Digitalisierungsfonds auch für zwei Jahre fördert. Verwendet wurde das Geld hauptsächlich für den Aufbau der Homepage, die mit dem Start für Interessierte bereits einiges an Ressourcen bereithält.

Vielfalt der Szene abbilden

So finden sich neben Tipps für Demo-Anmeldungen oder die Mobilisierung für Aktionen eine Liste aller aktiven Beteiligungsprozesse und eine weitere aller aktiven Petitionen in der Stadt. Eines der Herzstücke ist auch die Karte der 13 bereits angedockten Initiativen, die jedoch noch ordentlich wachsen soll. „Im Idealfall sind irgendwann alle dort verzeichnet, damit man sieht, wie breit das Spektrum und vielfältig die Szene ist“, sagt Leth.

Ganz im Sinne des Mission Statements von „Wir machen Wien“: "Diese Plattform entsteht durch eure Beiträge und wächst mit eurem Aktivismus. Wir gestalten diese Stadt gemeinsam!“