Chronik/Wien

Wiens Kulturbauten: Schimmel, Risse und Löcher im Dach

Staatsoperndirektor Dominique Meyer fand zuletzt deutliche Worte: "Es ist Aufgabe der Republik, ihre historischen Kulturgüter und das architektonische Erbe vor dem Verfall zu bewahren", sagte Meyer anlässlich einer Spendengala in der Staatsoper. Gesammelt wurde folgerichtig nicht für ein Sozialprojekt, sondern für die Staatsoper selbst. Denn die prunkvolle Verzierung der Loggia auf der Ringseite zerbröselt und muss rasch saniert werden. "Ich kann nicht zuschauen, dass sich vor allem der Zustand der Loggia, aber auch des Schwindfoyers und anderer Bereiche von Tag zu Tag verschlechtern", sagt Meyer.

Steht es um Kulturbauten in Wien so schlecht? Ein Überblick über weitere Problemfälle, aber auch Lösungen.

Volkstheater

Schon vor zwei Jahren schrieb der KURIER über die Sorgen im Volkstheater. Seitdem hat sich wenig geändert. In der einzigen Dusche für Schauspielerinnen ist Schimmel an der Decke, durch die Fenster zieht der Wind, überall bröckelt der Verputz. Das Dach des Theaters ist so undicht, dass bei Regen Planen und Plastikwannen aufgestellt werden müssen, um ein Durchtropfen auf die Bühne zu verhindern. In der Roten Bar ist ein weiterer Wasserschaden deutlich sichtbar. An einer der Eingangstüren ist auf einer Seite der Türstock einfach weggebröselt. Die Außenfassade ist teilweise bis zum Mauerwerk abgesplittert.

"Es ist wirklich höchste Zeit, dass etwas passiert", sagt Cay Stefan Urbanek, kaufmännischer Direktor des Hauses. Schon im September 2011 hat man ein Sanierungskonzept vorgelegt. 35 Millionen Euro würde eine umfassende Renovierung kosten. Nach langen Verhandlungen mit Stadt und Bund bekam man je zwölf Millionen Euro. Dazu kommen noch 3,3 Millionen, die die Volkstheater-Privatstiftung an Eigenmittel aufbringen kann. Macht zusammen 27,3 Millionen Euro.

Die Stadt bekennt sich zu ihren Theatern", betont Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) auf Anfrage. "Mit der Sanierung des Volkstheaters nehmen wir gemeinsam mit dem Bund unsere Verantwortung gegenüber unseren Kulturbauten wahr." Die gröbsten Schäden, die die Substanz gefährden, könne man sanieren, sagt Urbanek, "aber alle Wünsche werden sich nicht ausgehen. Diesen Sommer hat man bereits begonnen, den Zuschauerraum zu erneuen, vorerst mit Eigenmitteln. Im Sommer 2017 sollen die Bauarbeiten für die dringend nötige Generalsanierung dann endlich beginnen.

Staatsoper

Zur gleichen Zeit sollen auch die Arbeiten in der Staatsoper starten. Das Gebäude selbst gehört der Republik, für die Instandhaltung ist allerdings die Bundestheater-Holding GmbH zuständig. "Die geplanten Sanierungsarbeiten von Loggia und Schwindfoyer sollen im Sommer 2017 starten", sagt Holding-Geschäftsführer Christian Kircher, der die Kosten für die Sanierung mit mehr als einer Million Euro beziffert. "Klar ist, dass wir das nicht alleine stemmen können", sagt Kircher. Man habe daher den Bedarf bereits in die Verhandlungen mit dem zuständigen Ministerium eingebracht.

Kircher macht sich aber auch keine Illusionen: "Den größeren Beitrag werden wir selbst leisten müssen." Die Holding ist auch für die Bausubstanz von Burgtheater und Volksoper verantwortlich. An beiden Häusern wurden auch diesen Sommer Sanierungsarbeiten durchgeführt, in der Volksoper der komplette Zuschauerraum saniert. "Die Häuser sind in einem durchwegs guten Zustand", sagt Kircher.

Volkskundemuseum

Ganz anders das Volkskundemuseum: "Das Museum mit dem Loch", titelte der KURIER 2007 über das Gebäude in der Laudongasse. Geändert hat sich seitdem wenig. "Das Haus wird nicht besser", sagt Museumsdirektor Matthias Beitl. Es gehört der Stadt, der Verein zahlt nur eine symbolische Miete, wäre aber für die Instandhaltung zuständig. "Wir sind aber nicht in der Lage das Gebäude zu erhalten", sagt Beitl. Die Bausubstanz ist außen bereits sehr angegriffen. Auch das Dach ist in einer labilen Situation.

Vor drei Jahren trat der Verein an die Stadt heran, derzeit wird gemeinsam mit der MA 34 (Gebäudemanagement) ein Perspektivenpapier erarbeitet. "Um das Notwendigste zu sanieren, benötigt der Verein mindestens fünf Millionen Euro", rechnet Beitl vor. Damit könnte man zumindest den Ist-Zustand von vor 30 Jahren wiederherstellen. "2017 wird das Haus 100 Jahre alt. Ein guter Anlass, zumindest das Perspektivenpapier in Gang zu setzen", sagt Beitl.