Chronik/Wien

Wiens Food Trucker klagen über Bürokratie

Boah", sagt Nele und reißt die Augen auf: "Die Minzsalsa macht‘s ziemlich geil." Die Studentin beißt zum ersten Mal in den "Tasty by Nature"-Wrap von den Wrapstars.

Matthias Kroisz ist mit seinem Food Truck am Zentrum für Translationswissenschaft in Döbling vorgefahren. Er legt einen Wrap auf die Wärmeplatte und belegt ihn mit Couscous, Bohnen, Kohl, Cheddar, Gouda, der geilen Minzsalsa, hausgemachter BBQ-Sauce und "Bio-Rind, Baby" – so steht es auf einer Tafel vor dem Truck.

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Seit Oktober 2013 sind die Wrapstars um Matthias Kroisz (29) mit ihrem Food Truck in Wien unterwegs. Wer glaubt, damit dürften sie überall stehen bleiben und ihre Wraps verkaufen, wo sie wollen, der irrt. "Die Bürokratie ist arg", sagt Matthias Kroisz. "Es gibt keine Lösung für die neuen Geschäftsmodelle." Kroisz sieht ein, dass es Regeln geben muss, kann aber nicht nachvollziehen, warum den Food Trucks bestimmte Standorte verwehrt bleiben.

Vorschrift ist Vorschrift

Laut Marktamt haben Food Trucker drei Möglichkeiten, ihr Gewerbe auszuüben: Entweder sie werden fix einem Markt zugeordnet oder sie bekommen einen fixen Straßenstandplatz oder sie bieten ihre Ware feil "im Umherziehen". Möglichkeit drei ist de facto aber keine. "Im Wagerl seine Sachen verkaufen, das geht in Wien nicht", heißt es dazu von der Magistratsdirektion. Bleibt vor allem Möglichkeit zwei: ein Straßenstand auf öffentlichem Grund. Dazu brauchen die Antragsteller aber nicht nur eine Bewilligung vom Grundeigentümer. Es müssen auch Gutachten eingeholt werden, ob die Food Trucks den Verkehr behindern oder das Stadtbild verschandeln. Zum Hauptstandort können weitere Standorte angemeldet werden, die müssen aber auch wieder extra bewilligt werden. Stellen die Food Trucker dann einen Antrag, seien sie oft zum Scheitern verurteilt: "Zuerst musst du nachfragen, ob das überhaupt geht. Dann musst du einen maßstabgetreuen Plan zeichnen, Fotos beilegen, Gehwege einzeichnen und Toiletten vermerken", erzählt

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Matthias Hofer, der mit Leonie Mayer-Rieckh den Hot-Dog-Laden "Hildegard Wurst" betreibt. Eine Folge der Wiener Bürokratie, denn auch die beiden wollten ursprünglich mit ihrem Mopedauto durch Wien ziehen. "Uns war es irgendwann zu blöd", sagt Hofer. Sein Antrag sei ohne Begründung abgelehnt worden. Die Eröffnung des Ladens habe sich dann aber "gut ergeben". Das Mopedauto kann man nur noch für Privat-oder Firmen-Events buchen.

Auch Marc Schweiger musste mit dem Verkauf seiner Road-Crêpes auf Privatgrund ausweichen. Die verkauft er jetzt unter anderem im Hof des Publizistik-Instituts. "Ich hab’ das Herumfahren schnell aufgegeben. Der Aufwand war extrem."

Alexander Hengl vom Marktamt kann die Kritik nicht nachvollziehen. "Unsere Aufgabe ist es, für Lebensmittelsicherheit zu sorgen." Wenn auf einem Quadratmeter alles gemacht wird, werde es "unlustig. Je größer die aufkochen, desto schwieriger wird es". Von Bürokratie könne keine Rede sein.

Verstärkung bekommen die Food Trucker jetzt aber von ihrem neuen Branchenobmann in der Wirtschaftskammer, Peter Dobcak: "Es ist völlig übertrieben, dass man für jeden Standplatz eine eigene Bewilligung braucht." Dobcak will die zuständigen Behörden jetzt um ein Gespräch bitten.

Sogar eine parlamentarische Anfrage gibt es jetzt zu dem Thema. Der blaue Abgeordnete Roman Haider hat sie an Wirtschaftsminister Mitterlehner gestellt. Acht Wochen hat dieser Zeit, die Anfrage zu beantworten.

Wrapstars, Wien
Bio, mit und ohne Fleisch.
www.wrapstars.at

Road Crêpes, Wien
Süß und pikant.

www.roadcrepe.at

Hy Kitchen, Wien
Burger und selbstgemachte Limos
www.facebook.com/HYKitchen

Hildegard Wurst, Wien
Hot Dogs aller Art.
www.hildegardwurst.at

Mucho Gusto, Salzburg
Mexikanische Tortillas.
www.mucho-gusto.at

Espressomobil, Wien
Kaffee zum Mitnehmen.
www.espressomobil.at

Gourmet-Nomaden, Wien
Eintöpfe, Currys, Schmorgerichte.
www.gourmet-nomaden.at