Chronik/Wien

Wiener Vereine beklagen Mangel an geeigneten Sportstätten

"Kinder-Turnen ist wie ein Rolling-Stones-Konzert", sagt Peter McDonald. Der ehemalige ÖVP-Generalsekretär und nunmehrige Präsident der Sportunion Wien meint damit, dass Kurse für junge Sportler binnen weniger Stunden ausgebucht sind. Ein breiteres Angebot sei wünschenswert, doch dafür sei eine Verbesserung der Infrastruktur notwendig. Mit anderen Worten: Die rund 530 städtischen Schulturnsäle müssten optimaler genützt werden. Verbesserungspotenzial sieht McDonald abends, an Wochenenden sowie in den Ferien.

Bei der Sportunion Wien, die in 250 Vereinen 75.000 Mitglieder vereint und 95 Sportarten abdeckt, würde man das Programm gern erweitern , sagt McDonald. Dabei stoße man aber an die Grenzen des Machbaren. Es mangle im wahrsten Sinne an Bewegungsraum. "92 Prozent unserer Vereine nennen Sportstätten-Mangel als ihr größtes Problem", so der Präsident. Unterstützung erhofft er sich von der Politik. In Wien also von den zuständigen Stadträten Jürgen Czernohorszky und Andreas Mailath-Pokorny (beide SPÖ).

Mehrfachnutzung

"Turnsäle werden aus öffentlichen Mitteln gebaut – darum wäre eine effizientere Nutzung wünschenswert", so McDonald. Doch in den späteren Abendstunden nach 21 Uhr, an Wochenenden sowie während der Schulferien seien die Sportstätten in der Regel nicht zugänglich.

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Fakt ist zwar, dass die Möglichkeiten zur außerschulischen Nutzung in Wien in den vergangenen Jahren ständig erweitert wurden. So stehen alle Turnsäle in städtischen Pflichtschulen Vereinen und Volkshochschulen an Schultagen von Montag bis Donnerstag nach der Unterrichtszeit bis 21 Uhr zur Verfügung. So ein direkter Zugang besteht, können sie zudem an Freitagen ab 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen mitbenützt werden. Bei Schulneubauten sind die Turnsäle ohnehin über einen separaten Zugang erreichbar, um auch Nutzungen an schulfreien Tagen zu ermöglichen.

Bei Bildungsstadtrat Czernohorszky läuft McDonald dennoch offene Türen ein. "Die Mehrfachnutzung und außerschulische Zugänglichkeit der Schulinfrastruktur ist uns ein großes Anliegen", erklärt dieser. "Hierfür werden schon viele Projekte erprobt. Dies entspricht dem Geist von Bildungsgrätzln oder dem Bildungscampus-Modell – Stichwort Öffnung, lokale Kooperation und Zusammenarbeit mit Vereinen und Institutionen." Zudem sei man daran interessiert, dass die Mehrfachnutzung weiterentwickelt werde.

Und auch beim Sportamt, das für die Vergabe der Turnsäle an Sportvereine und Sportverbände zuständig ist, begrüßt man "jeglichen Vorschlag zur Verbesserung bzw. Optimierung der Trainingsmöglichkeiten für Wiener Sportler", so eine Sprecherin von Mailath-Pokorny.