Chronik/Wien

Wiener Buchhandlung Kuppitsch wird von Thalia übernommen

Die Wiener Buchhandlung Kuppitsch wird von der deutschen Buchhandelskette Thalia übernommen. Das 230 Jahre alte Buchgeschäft werde ab 15. Oktober von Thalia weitergeführt. Der Name Kuppitsch, die beiden Standorte  in der Schottengasse und in der Alserstraße am Campus im Alten AKH und die Arbeitsplätze der langjährigen Mitarbeiter sollen erhalten bleiben, heißt es in einer Aussendung der Besitzer des Buchgeschäfts, der Geschwister Martin und Elisabeth Seidl.

Die Buchhandlung steht seit über 150 Jahren im Familienbesitz. "Wir wollten sicherstellen, dass es weitergeht", sagte die Geschäftsführerin Elisabeth Benedikta Seidl auf APA-Anfrage. Mit dem Verkauf gehe eine Familiengeschichte zu Ende. Als Grund für den Verkauf nennt Seidl die schwierige Lage des Buchhandels: Druck auf den Einzelhandel durch Online-Anbieter, Bücher seien in Deutschland wegen der geringeren Mehrwertsteuer billiger. Weiters würden die Kosten für Miete und Personal ständig steigen. Und: "Es wird weniger gelesen".

Seit 1789

Kuppitsch hat heute sein Stammhaus in der Wiener Innenstadt in der Schottengasse und eine Filiale im Uni-Campus im alten AKH. Im Laufe der langen Geschichte gab es allerdings verschiedene Standorte. Der Schwerpunkt des Angebots liegt einerseits im Universitätsbereich, zusätzlich gibt es aber auch ein breites Sortiment.

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Die Firmengeschichte reicht weit zurück: Im April 1789 wurde Theresia Racca die kaiserliche "Befugniß zum Verkauf von Kupferstichen und alten Büchern" erteilt. Im Jänner 1821 scheint der Name Kuppitsch in den Annalen der Firma erstmals auf. Matthäus Kuppitsch, ein ehemaliger Mitarbeiter, wird 1826 Inhaber des Unternehmens. Im Jahr 1886 tritt mit Arnold Schlesinger der Urgroßvater der jetzigen Eigentümer in die Geschäftsführung ein.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird das Geschäft nach den Novemberpogromen geschlossen und dann von einem Mitarbeiter weitergeführt. Schlesingers Frau Amalie nahm sich 1939 das Leben. Ob auch Arnold Schlesinger den Freitod wählte oder Opfer der Nationalsozialisten geworden ist, konnte nie ganz geklärt werden, heißt es auf der Homepage der Buchhandlung. 1948 wird die Firma an ihre Tochter restituiert. Das Geschäft bleibt weiter in Familienbesitz.

Thalia ist mit mehr als 270 Buchhandlungen Marktführer in Deutschland, Österreich und der Schweiz und steht seit 2016 im Eigentum der Verlegerfamilie Herder und der Familie Kreke. Der Konzern werde die beiden Kuppitsch-Standorte fortführen und alle 22 Mitarbeiter übernehmen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es von Thalia zur APA.