Chronik/Wien

Nächster Schritt für das "Wiener Bildungsversprechen“

Ob weniger Fehlstunden, mehr individuelle Förderung oder bessere Zusammenarbeit mit den Eltern: Mit dem „Wiener Bildungsversprechen“ werden seit Herbst 2022 zehn Schulen mit schwierigen Voraussetzungen von der Stadt in ihrer Entwicklung besonders unterstützt.

Wobei genau und mit welchem Ziel, wurde mit Unterstützung von Schulentwicklungsberatern für jeden Standort individuell festgelegt – und am Mittwoch per Kooperationsvertrag zwischen den Schulen, der Bildungsdirektion und der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien besiegelt.

Unterschiedliche Bedürfnisse

Die Bedürfnisse sind dabei tatsächlich sehr unterschiedlich, berichtet Projektmanagerin Verena Nagl. Während die einen eher direkt an der Gestaltung des Unterrichts arbeiten wollen, liegt der Schwerpunkt bei anderen auf Organisationsentwicklung – zum Beispiel mehr Kooperation im Lehrteam, Elternarbeit oder besserem Wissensmanagement.

Das Tolle an dem Projekt sei, dass jeder selber sagen könne, was er braucht, so Petra Feichtiger, Direktorin der Volksschule Ortnergasse im 15. Bezirk. An ihrem Standort mit vielen Schülern unterschiedlichster Herkunft gehe es etwa vielfach darum, die Kinder überhaupt einmal soweit zu bringen, dass sie zum Lernen bereit sind.

Eines ihrer Ziele ist nun die Anschaffung von Musikinstrumenten zur Selbstermächtigung und Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Genauso gebe es aber auch Bedarf an mehr kognitiver Förderung, auch bei der Elternarbeit sieht sie noch Potenzial.

Roswitha Gutdeutsch, Leiterin der Ganztagsvolksschule Am Hundsturm in Margareten, hob die zusätzlichen Ressourcen hervor, die das Projekt bringt. Sie hätte sich allerdings gewünscht, dass von den Mitteln neben Workshops auch die an ihrem Standort benötigten Ausbildungen – etwa zu Autismus oder Peer-Mediation – finanziert werden können.

Mehrwert für alle Schulen

Für Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) ist das Projekt „Pionierarbeit“. Damit diese ihre Wirkung nachhaltig entfalten kann, wird es von der PH begleitet. Man könne davon viel für die Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals mitnehmen, sagte Rektorin Barbara Herzog-Punzenberger.

Gestartet wurde mit vier Volks- und sechs Mittelschulen in der Leopoldstadt, Margareten, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und der Brigittenau, an denen es viele Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache und Eltern mit geringer Bildung gibt und die aus Sicht der Schulqualitätsmanager besonders geeignet sind. Im Herbst kommen zwölf weitere Standorte dazu, auch ein dritter Durchgang ist bereits geplant. Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig.

Kritik an dem Programm kam von der FPÖ, Bildungssprecher Maximilian Krauss sprach vom „nächsten sauteuren Flop" Wiederkehrs. „Wenn 500 Kinder und Jugendliche zumindest teilweise von der Schule suspendiert werden, es Schulklassen gibt, in denen 90 Prozent nicht Deutsch als Muttersprache haben und in einigen Wiener Bezirken 25 Prozent der Schüler keinen Pflichtschulabschluss machen, dann ist Feuer am Dach", so Krauss in einer Aussendung.