Wien: VP-Bezirke wollen "West-Pickerl"
Von Bernhard Ichner
Zufriedene rote Bezirksvorsteher, Mehreinnahmen für die Stadt, Fahrgast-Zuwächse für ÖBB und Wiener Linien sowie mehr Parkplätze für Anrainer. So lautet das Resümee zum Thema Parkpickerl, ein Jahr nach der Erweiterung der Erweiterung. Sprich: nach der nochmaligen Ausdehnung der Parkpickerlzonen in Penzing, Ottakring und Hernals. (Bereits 2012 war das Pickerl ja im 12., 14., 15., 16. und 17. Bezirk eingeführt worden).
In den VP-Bezirken Hietzing, Währing und Döbling will man zwar Parkpickerl-freie Zone bleiben. Die Bezirksvorsteher signalisieren allerdings Gesprächsbereitschaft, wenn es ums Thema „West-Pickerl“ geht.
Positive Bilanz
Mehr als ein Jahr nach der Erweiterung der Parkpickerlzone fällt die rot-grüne Bilanz positiv aus. Im Büro von Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) rechnet man infolge der Parkraumbewirtschaftung für 2013 und 2014 mit jeweils 110 Millionen Euro Einnahmen (der Rechnungsabschluss steht noch aus). Das wären je 15 Millionen Euro mehr als 2012. Die Mehreinnahmen seien auf die zusätzlichen Pickerlzonen sowie auf die Verteuerung der Parkscheine zurückzuführen.
In den neuen Pickerl-Bezirken habe sich das Parkplatzangebot wesentlich verbessert, die Zufriedenheit der Anrainer sei groß, berichten zudem die Bezirksvorsteher.
In Ottakring kommt es im Bereich der Savoyenstraße, in Hernals am Heuberg sowie am Schafberg noch zu leichten Nachjustierungen. Ob dies auch in Hetzendorf nötig ist, werde zurzeit evaluiert, sagt die Meidlinger Bezirkschefin Gabriele Votava.
„Denkansatz“
In den schwarzen Bezirken außerhalb des Gürtels bleibt es bedingt durch die Ergebnisse der örtlichen Bürgerbefragungen zwar beim Nein zum Parkpickerl. Die Bezirkschefs Silke Kobald (13.), Karl Homole (18.) und Adolf Tiller (19.) könnten sich ab 2015 aber ein „West-Pickerl“ vorstellen. Dieses müsse allerdings weniger kosten, als das aktuelle.
„Das wäre ein Denkansatz, stark überparkte Gebiete entlang der Westeinfahrt und im Bezirkszentrum in die Parkraumbewirtschaftung einzugliedern“, schlägt Kobald in dieselbe Kerbe wie Tiller. In besagten SP-dominierten West-Bezirken will man den schwarzen Vorstoß zurzeit nicht kommentieren.
Das Parkpickerl zeigt einmal mehr das Dilemma der Wiener Verkehrsplanung auf. Seit mehr als einem Jahr gilt das Parkpickerl in den Bezirken 12, 14, 15, 16 und 17. War die Aufregung anfangs groß, wünscht sich vor allem in Gürtelnähe keiner die pickerlfreie Zone zurück. In den VP-regierten Bezirken 13, 18 und 19 müssen sich dagegen die Anrainer weiter die Parkplätze mit Pendlern und Pickerlflüchtlingen teilen.
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou wollte ein Parkpickerlkonzept für die ganze Stadt. Doch bei der Volksbefragung im März gab es dazu ein Nein. Die Positionen sind damit einzementiert. Ein West-Pickerl, wie von den schwarzen Bezirksvorstehern gefordert, wird es mit Vassilakou nicht geben. Auch Ausweitungen in anderen Bezirken bleiben in weiter Ferne. Denn die roten Bezirksvorsteher in Favoriten, Simmering, Floridsdorf und Donaustadt werden vor der Wahl die heiße Kartoffel sicher nicht mehr angreifen. Die Stadt kann sich nun über ein paar Millionen mehr freuen. Doch ein großer Wurf wird das Pickerl nicht mehr.