Wien verbietet Live-Sportwetten
Von Julia Schrenk
Herr Hermann und Herr Lukas sitzen an einem Ecktisch im Admiral-Wettcafé in der Invalidenstraße in Wien-Landstraße. Sie wetten auf Sport. Manchmal live, manchmal auch nicht. Herr Lukas setzt hin und wieder auf Tennis-Matches. "Live-Wetten sind der reinste Kick", sagt er. Im Spiel Djokovic gegen Wawrinka hat Herr Lukas während des Spiels auf den Favoriten Djokovic getippt. Gewonnen hat der Außenseiter: "70 Prozent der Live-Wetten verliert man", sagt Herr Lukas.
Das neue Wettgesetz kommt ihm da gerade recht. Da gerate man gar nicht erst in Versuchung.
Spätestens ab Anfang 2016 sollen Live-Sportwetten in Wien verboten sein. Konkret heißt das: In Echtzeit wetten kann man nur noch auf den Endstand eines Spiels. Nicht aber – am Beispiel einer Fußballwette – darauf, wer das nächste Tor schießt oder wem der Schiedsrichter eine gelbe oder rote Karte zeigt.
Auch Wetten auf aufgezeichnete Hunderennen werden dann per Landesgesetz als "kleines Glücksspiel" definiert und somit illegal sein.
Graubereich
Mit dem neuen Wettgesetz will die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) "Graubereiche bereinigen". Damit geht die Stadträtin nach dem im Juli verschärften Verbot von Glücksspielautomaten noch härter gegen Wettlokale vor als bisher.
Laut dem neuen Gesetz soll außerdem beim Wetten auf Automaten in Cafés, Bars oder an Tankstellen nur noch ein Einsatz von 50 Euro – und das in bar – möglich sein. Spielen dürfen nur Erwachsene ab 18 Jahren, es gilt Ausweispflicht. Bei zweimaligem Verstoß gegen das Gesetz kann dem Anbieter künftig die Lizenz entzogen werden.
Von dem neuen Gesetz sind etwa Hundert Wettlokale in Wien betroffen. Ihnen wird eine Übergangsfrist von sechs bis zwölf Monaten eingeräumt.
Jürgen Irsigler, Geschäftsführer von Admiral Sportwetten, einem der größten Anbieter in Österreich, will sich zu Simas Vorstoß vorerst noch nicht äußern, sondern erst, wenn das neue Gesetz schriftlich vorliegt.
Faszination
In der Admiral-Filiale in der Invalidenstraße wurde der Vorstoß von Ulli Sima Dienstagvormittag dagegen heiß diskutiert. Live-Sportwetten seien ja gar nicht das große Problem: "Das Problem sind die Automaten. Das sind Betrüger, sag’ ich Ihnen!"
Da ist sich Herr Hermann sicher. Deshalb kann er nicht verstehen, warum die Stadt die Live-Wetten verbieten will: "Beim Live-Wetten musst ein Gespür haben für den Sport. Die Faszination Fußball ist dann noch faszinierender", sagt er. "Und Glück brauchst du sowieso immer."
Dass Herr Lukas, mit dem Herr Hermann am Tisch sitzt, das geplante neue Gesetz gar nicht so schlecht findet, ärgert Herrn Hermann: "Da will einem die Stadt das Hobby verbieten!", sagt er.
Gelingen werde das der Stadt aber ohnehin nicht, meint Herr Hermann. Die Menschen würden dann einfach im Internet spielen.
Da hat er womöglich nicht so Unrecht. Denn gegen Websites, die Live-Sportwetten online anbieten, kann die Stadträtin juristisch nicht vorgehen.