Chronik/Wien

Erste Flüchtlinge in zweitem Asyl-Quartier eingetroffen

Um 14.30 Uhr war Abfahrt im Erstaufnahmelager Traiskirchen. Zirka eine Stunde später kamen die ersten 40 Flüchtlinge im neuen Asylquartier in Wien-Alsergrund an. Sofort fiel auf, dass sich sehr viele Kinder unter den Asylwerbern befanden. 210 Menschen werden in den kommenden Wochen folgen. Der Großteil stammt aus Syrien und ist schon seit einigen Wochen in Traiskirchen untergebracht.

Farut Hapllani ist mit seiner Familie aus dem Kosovo geflohen und seit zwei Wochen in Traiskirchen. Er hat Deutsch studiert und spricht auch Arabisch und Russisch: "Traiskirchen war eine Katastrophe. Es waren sechs Familien in einem Zimmer untergebracht. Insgesamt schliefen 22 Personen in einem Raum", schildert der Asylwerber die Situation. Das ehemalige Gebäude der Universität Wien in der Althanstraße wurde binnen einer Woche zum Asylheim umfunktioniert. Farut Hapllani hofft, dass die Situation hier besser wird. "Ich rede viel mit den anderen, die aus Syrien kommen. Wir beten, dass es hier besser wird für uns", schildert der Vater zweier Kleinkinder.

Alles vorbereitet

"Die Arbeiten in dem Asylheim sind erledigt und im Prinzip könnten alle Flüchtlinge schon einziehen", erklärte der Mediensprecher der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), Ernst Eichinger am Montag. Einziges Problem wäre noch die Gegensprechanlage für den Kindergarten, der sich ebenfalls in dem Gebäude befindet. "Es gab Lieferschwierigkeiten, aber am Dienstag sollten die Arbeiten erledigt sein", sagt Eichinger.

Dass es gerade in diesem Belang zu Schwierigkeiten kam, könnte den Eltern der Kindergartenkinder sauer aufstoßen. Schon als vergangene Woche feststand, dass das Haus zum Asylheim wird, gab es Kritik, weil sich einige Eltern übergangen fühlten. Um die Aufregung zu lindern, wurde der Kindergarten baulich vom Rest des Gebäudes getrennt. Im Asylheim gibt es einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst. "Die Betreuungsfirma ORS hat eigene Sicherheitsleute. Die werden dafür sorgen, dass keine unbefugten Personen Zutritt zu dem Gebäude haben und alles ruhig bleibt", bestätigt der Sprecher des Innenministeriums Karl-Heinz Grundböck. Auch die BIG hat zusätzlich eine Sicherheitsfirma beauftragt, die sich um das Heim kümmern wird.

Angst vor den Flüchtlingen brauchen die Eltern der Kindergartenkinder auf den ersten Blick jedenfalls keine haben – die meisten Asylwerber, die am Montag ankamen, sind selber noch im Kindergartenalter. Die Entlastung für das Lager Traiskirchen hält sich einstweilen in Grenzen. Gestern waren 1577 Asylwerber bei der morgendlichen Standeskontrolle. Damit liegt man in der Erstaufnahmestelle bei mehr als der dreifachen Belegung der vertraglich fixierten Obergrenze von 480 Personen.

Bilder vom Asyl-Großquartier in Wien-Alsergrund:

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600 Flüchtlinge finden in den kommenden Monaten in Wien eine Unterkunft. Damit konnte die Asyl-Notlage vorerst entspannt werden – niemand muss im Zeltlager schlafen. Die Bundeshauptstadt erfüllt mit einer Quote von 130 Prozent die Anforderungen der Asylvereinbarung im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern vorbildlich.

Trotzdem kommen die zusätzlichen Flüchtlinge jetzt nach Wien, was manchen Anrainern missfällt. „Wir haben von dem neuen Asyllager aus der Zeitung erfahren. Es gab sonst keine Informationen. Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Stefan Mitrovic, der direkt neben dem zukünftigen Flüchtlingsquartier in Erdberg lebt. Dort wurden Montagabend die ersten 30 Menschen aus Syrien, Tschetschenien und Afrika untergebracht. Am Dienstag sollen weitere 50 folgen, am Ende werden es 250 sein.

„Ich finde es gut, dass wir Menschen in Not aufnehmen. Aber man muss einfach besser aufklären“, sagt hingegen Anrainerin Vesela Petrovic.

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Noch einmal 250 Asylwerber werden in Wien-Alsergrund ein Übergangsquartier finden. In dem Haus in der Althanstraße, das früher zur Uni Wien gehörte, befindet sich ein Kindergarten. „In den Bundesländern heißt es, dass 300 Flüchtlinge in einer 500-Seelen-Gemeinde zu viel sind. Aber hier kommen jetzt 250 Asylwerber in ein Gebäude mit 60 Kindern“, sagt Mutter Barbara S.

Als eine Anrainerin die Verantwortlichen der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) bei der Besichtigung des Hauses bestürmt, heißt es nur, dass die Details erst geklärt werden müssten. Eine endgültige Entscheidung wäre noch nicht getroffen. Wiederholt wird betont, dass man zeitgerecht alle Beteiligten informieren werde.

Schließsystem mit Code

Gegenüber dem KURIER hieß es von der BIG, dass es getrennte Zugänge für Kindergartenbesucher und Asylwerber geben wird. Die Tür zum Kindergarten bekommt ab kommender Woche ein eigenes Schließsystem. Eltern bekommen den dazugehörigen Code. Außerdem soll eine Securityfirma den Eingangsbereich absichern.

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Ein Kritikpunkt ist der kurze Zeitraum von angeblich nur vier Monaten, den die Asylwerber in der Stadt bleiben sollen. „Es ist Wahnsinn, wenn jetzt umgebaut wird und die Menschen im Winter wieder irgendwo anders hingekarrt werden“, sagt Barbara S. Schützenhilfe bekommen die Anrainer von Bürgermeister Michael Häupl: „Wir Wiener sind – mit Verlaub – nicht die Deppen der Nation.“ In einem ORF-Interview prangerte Häupl auch die Untätigkeit der anderen Bundesländer an: „Es geht einfach um die Einhaltung eines Vertrags. Die seit acht Jahren gültige 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern wird von einem Großteil der Bundesländer nicht erfüllt, das muss man in aller Offenheit sagen“, poltert Häupl.

Bilder vom Flüchtlingsquartier in Erdberg:

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