Chronik/Wien

Wien: Der Stausommer hat begonnen

Der Stau auf der Tangente (A23) gab am Dienstag einen bitteren Vorgeschmack auf die kommenden acht Wochen Wiener Baustellensommer.

Der morgendliche Berufsverkehr fuhr sich in beiden Fahrtrichtungen fest – auf fast allen Zu- und Auffahrten ging Stunden lang nichts mehr. Gürtel, Donauufer- und Ostautobahn, Nordbrücke, aber auch Alternativ-routen durch die Bezirke standen um nichts nach. In Zigtausenden Pkw wurde geschwitzt, geschimpft und gestaut. Auslöser: die Renovierungsarbeiten auf der Tangente bei der Hansson-Kurve. Zu Schulbeginn soll das Nadelöhr behoben sein.

Der Sprecher der zuständigen MA 28 (Straßenbau), Matthias Holzmüller, versuchte das Stauchaos von Dienstag herunter zu spielen, bestätigte aber 225 "verkehrsrelevante" Baustellen. Darunter drei Hotspots: "Neben der Tangente, stehen vor allem die Baulose am Landstraßer sowie am Wiedner Gürtel ganz oben auf der Stauliste."

Hausgemachtes Stauchaos

Die Stadt Wien setzte sich heuer selbst unter Druck. Das Stauszenario in der Stadt ist hausgemacht. Denn schon am 9. Dezember 2012 soll der Hauptbahnhof mit dem Teilbetrieb starten. Bis dahin müssen die Hauptverkehrsadern und sämtliche Zu- wie Abfahrten errichtet und saniert sein.

Für die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou gab es am Dienstag keinen Grund, über ein Stauchaos zu reden. Immerhin reichte die morgendliche Blechkarawane – etwa auf der Südautobahn – über 20 Kilometer weit nach Niederösterreich hinein. Der Ö3-Verkehrsfunk sprach sogar von 30 Kilometern Blechwurm und einem Allzeitrekord in Ostösterreich.

Wiens Verkehrsstadträtin Vassilakou ortete aber keinen Grund zur Besorgnis. Trotz heftiger Streitereien um das Parkpickerl und einem Rückzieher zum Thema Tempo 30 in der Stadt, wollte sie den Stau-Dienstag nicht kommentieren: "Wir werden die wichtigen Ausweichrouten möglichst baustellenfrei halten. So können wir gewährleisten, dass in diesem Jahr der Baustellensommer glimpflich verläuft."

Staus auch zu Mittag

Bereits Dienstagmittag, als ein KURIER-Team mit dem Pkw zur Testfahrt durch Wien staute, zeigte sich dieses Versprechen als gebrochen. Denn schon am Margaretengürtel, Fahrtrichtung Tangente war Stop&Go-Verkehr angesagt. Der Mobilität in Wien droht ab Samstag eine zusätzliche Belastungsprobe. Mit 7. Juli tritt die Sperre der U1 in Kraft

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Pendler steigen auf Pkw um

Zu allen Hürden für den Individual- und Pendlerverkehr wird ab kommenden Samstag bis 26. August die U 1 gesperrt. Und zwar zwischen Reumannplatz und Schwedenplatz.

Die meist befahrene U-Bahnlinie Wiens (in Betrieb seit Februar 1978) muss saniert und für die Verlängerung nach Oberlaa modernisiert werden. Wiener Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer: "Wir machen die Linie in nur sieben Wochen fit für die Zukunft. Während der Ferien sind etwa 25 Prozent weniger Fahrgäste auf der U 1 unterwegs."

Da Zigtausende Wien-Einpendler in Favoriten täglich von ihrem Pkw auf die U-Bahn umsteigen, werden viele Arbeitnehmer mit den Autos in die Stadt einfahren. Die zusätzlichen Fahrzeuge werden die aktuelle Stausituation noch weiter verschärfen.

Dem nicht genug: In der Sommerhitze – es bleibt die kommenden Tage um die 35 Grad heiß – sind die U-Bahn-Garnituren defektanfällig. Dienstagfrüh stand die Linie U3 wegen eines Bremsproblems. Wenige Stunden später streikte die U6 zwischen Floridsdorf und Jägerstraße.

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