Chronik/Wien

Der Baustellen-Koordinator greift durch

Schon vor der Baustellensaison kündigte die Stadt Wien an, den Baufirmen heuer "auf die Finger zu schauen". Denn Skandale wie im Vorjahr – etwa auf der Westeinfahrt – dürfen im Wahljahr 2015 nicht passieren. Damals kollabierte der Verkehr auf der Stadteinfahrt, weil tagelang keine Arbeiter vor Ort waren und Auflagen ignoriert wurden. FPÖ-Volksanwalt Peter Fichtenbauer schaltete sich damals offiziell ein.

Nach massiven Protesten wurde heuer die Position des Baustellen-Koordinators geschaffen. Und Peter Lenz nimmt seinen Job ernst: Mit dem Motorroller kurvt er durch Wien und kontrolliert. Bei 387 verkehrsrelevanten Baulosen hat er jede Menge zu tun.

Zu Wochenbeginn war Lenz wieder auf Kontrolltour. Kollegen der involvierten Magistratsabteilungen unterstützten ihn. Erstes Sorgenkind ist der Baustellen-Slalom am Inneren Gürtel. Betonfeld-Sanierungen und der Austausch von Wasserrohren sorgen für Dauerstaus und nerven die Autofahrer auf der Hauptverkehrsader.

Ordnungsruf per Handy

"Prioritäres Problem sind die Absperrungen. Denn die Arbeiter haben nicht den Blickwinkel des Lenkers. Somit kommen Fahrbahn-Sperren und Spurverschwenkungen oft überraschend. Das muss dann umgehend gelöst werden." Daniel Pratl von der MA33 (öffentliche Beleuchtung) ergänzt beim KURIER-Lokal- augenschein am Südtirolerplatz: "Mit geänderten Ampelschaltungen kann man viel beeinflussen. Allerdings muss dazu die Baustelle korrekt eingerichtet sein." Erkennen die Profis Defizite und Fehler, wird der verantwortliche Bauleiter sofort via Handy kontaktiert. Dutzende Nummern sind in das Handy des Baustellen-Koordinators eingespeichert.

Die Checkliste der Kontrollore ist lang. Richtig grantig wird Lenz, wenn keine Arbeiter zu sehen sind: "Auch hier wird sofort Telefonkontakt aufgenommen. Verwaiste Baustellen darf es nicht geben." In den Baustellen-Saisonen der Vorjahre war genau dieses Problem der Aufreger. Diesmal sind am Inneren Gürtel jedoch trotz Hitzeschlacht so gut wie alle Baustellen besetzt. Der Zeitdruck sitzt den Firmen im Nacken.

Probleme mit Tafeln

Probleme gibt und gab es mit den gelben Ankündigungstafeln. Sie stehen häufig zu nahe an den Spurverschwenkungen. Die Lenker werden so vor vollendete Tatsachen gestellt, ein Abfahren vom Gürtel ist dann nicht mehr möglich. Auch vergessen Arbeiter öfters, die Ankündigungen der Spursperren (von drei am Wochenende auf zwei an Werktagen) zu ändern. Womit Lenker panisch auf die angeblich einzig freie Spur drängen. "Das ist uns auch aufgefallen. Dieser Punkt wurde bereits thematisiert", erklärt Lenz.

Für Volksanwalt Peter Fichtenbauer läuft im Baustellen-Sommer noch vieles unrund: "Im Vergleich zum 2014 ist es professioneller geworden. Trotzdem, von gut sind wir noch weit entfernt. Da ist noch gewaltig Luft nach oben." Der Jurist regt an, den Lenkern eine Baustellen-App zur Verfügung zu stellen.

Ab kommender Woche tritt die Baustellen-Saison in eine heikle Phase. Dann wird der Innere Gürtel rund um den Verkehrsknoten Matzleinsdorfer Platz saniert. "Sicherlich ein Knackpunkt", sagt Peter Lenz.