Chronik/Wien

Spielplatz unter Hochspannungs-leitung

Gut gemeint“ ist oft das Gegenteil von „gut“. Zumindest sehen das irritierte Anrainer der Esslinger Furt in der Donaustadt so. Denn die Stadt Wien realisiert in unmittelbarer Nähe zur Lobau ein riesiges Erholungsgebiet samt Abenteuerspielplatz, Hundezone, Rad- und Reitwegen sowie Freiflächen. Was dabei für Verwunderung sorgt: Der Spielplatz wird ausgerechnet unter einer Hochspannungsleitung errichtet.

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„Das ist doch hirnrissig“, meint Anrainerin Ingeborg Gangl. „Das kann keine Erholung sein, wenn man dort permanenter Strahlung ausgesetzt ist.“ Zudem befürchten besorgte Mütter, dass die Kinder statt auf den Klettergerüsten gleich auf den Strommasten herumturnen könnten.

Dass die Widmung – im konkreten Fall: Schutzgebiet Wald und Wiesengürtel – hier zulässig ist, bezweifeln viele in der Esslinger Furt.

„Entlastung der Lobau“

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Bei der zuständigen MA49 (Forstamt) kann man die Einwände nicht nachvollziehen. Ziel des EU-Projekts „urbANNAtour“ in Kooperation mit der Stadt Bratislava sei „eine Entlastung des Nationalparkbereichs der Lobau“, erklärt Herbert Weidinger. „Der Nationalpark ist Lebensraum für viele, teils geschützte Tier- und Pflanzenarten. Aufgrund des aktuellen Zuzugs in die Donaustadt und der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung ist mit einer Zunahme der Erholungssuchenden in der Lobau zu rechnen.“ Um dieser Mehrbelastung entgegenzuwirken, werden zusätzliche Erholungsflächen geschaffen (Kosten: 750.000 Euro).

Punkto Stromleitungen versucht Weidinger zu beruhigen: „Der Ort für den Spielplatz wurde genau geprüft und für ideal befunden. Es gibt keine technischen oder medizinischen Einwände, was die Nähe zum Hochspannungsmasten betrifft.“

Ganz vom Tisch wischen will Umweltmediziner Hans-Peter Hutter die Bedenken der Anrainer allerdings auch wieder nicht. Direkt unter den Stromleitungen einen Spielplatz zu errichten, habe zumindest „eine schlechte Optik“. Er empfiehlt daher, die Spiel- und Klettergeräte im Sinne „einer umsichtigen Vermeidung von geringsten Belastungen“ ein paar Meter wegzurücken. Eine akute Gefährdung der Kinder sei in Anbetracht der relativ kurzen Verweildauer unter den Leitungen aber auszuschließen.