Chronik/Wien

Wie eine Burgenland-Greißlerei in Wien gegen Supermärkte antritt

Nicole Helmreich träumte schon immer von einer Vinothek. Vor vier Jahren hat sie im Nordbahnviertel eine solche bekommen – und eine Greißlerei samt Gasthaus dazu. Ihr Lokal „Der Burgenländer“ ist durch und durch burgenländisch – bis auf die Inhaberin.

„Ich schätze das Burgenland einfach sehr“, sagt die Wienerin Helmreich. Als sie mit ihren Gastro-Plänen schwanger ging, gab es noch kein Lokal zu diesem Bundesland – eine Steilvorlage für Helmreich.

Im vorderen Bereich des Lokals hat sie einen Lebensmittelhandel eingerichtet. Zu finden sind dort etwas speziellere Produkte wie Kirsch-Senf-Sauce, aber auch Waren des täglichen Bedarfs: Brot, Säfte, Schinken, Äpfel und Kraut etwa – alles aus dem Burgenland. (Es gibt sogar im Burgenland gerösteten Kaffee).

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Gemüse und Obst holt Helmreichs Mann direkt bei den Bauern ab. Manche Supermärkte würden ihre Ware von den gleichen Betrieben beziehen, sagt Helmreich – mit einem Unterschied: „Die bekommen die Früchte unreif geliefert und lagern sie im Kühlhaus. Wir holen die Ware erst, wenn sie reif ist.“ In der Erdbeerzeit heißt das: vier Mal pro Woche ausfahren.

Die Konkurrenz der Supermärkte in der Umgebung mache ihr zu schaffen, sagt Helmreich: „Wir sind darauf getrimmt, dass Supermärkte billig und Fachgeschäfte teuer sind.“ Dabei könne sie manches günstiger anbieten als die Ketten, weil Zwischenhändler wegfallen. „Das ist schwer zu kommunizieren.“

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Wein mit Begleitung

Im hinteren Bereich des Geschäftslokals hat Helmreich die Vinothek eingerichtet. Neben Uhudler stehen Rot- und neuerdings auch Weißweine im Regal. Dazu reicht Helmreich Grammelpogatscherl – ein pikantes Germteig-Gebäck.

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Auch warme Speisen hat sie mittlerweile auf der Karte: Bohnenstrudel, Krautsuppe oder Burgenlandler (Würstel mit Chili).

Im Viertel gebe es zwar ein paar Burgenländer, ihr Publikum sei aber gemischt, sagt Helmreich. Das Interesse für heimische Schmankerl erkläre sie sich mit ihrer eigenen Erfahrung.

In der Großstadt aufgewachsen, sei sie irgendwann von dem kulinarischen Überangebot übersättigt gewesen. „Mich hat es gefreut, dass es Leute gibt, die zurück zum Ursprung gehen.“ Bei solchen Händlern habe sie auch gelernt, dass reife Ware einfach anders schmecke.

Demnächst wird sich das bei Helmreich wieder zeigen: Dann steht die Spargelsaison ins Haus.