Chronik/Wien

Lob und Tadel der Experten: Wie die Politiker im Wien-Wahlkampf performten

Die Überraschung ist gelungen – da waren sich die Experten einig.

Montagabend waren Meinungsforscher Christoph Haselmayer, Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle und Politikberater Thomas Hofer zu Gast im KURIER-Stadtstudio auf der Mariahilfer Straße. Sie analysierten die vorläufigen Ergebnisse der Wien-Wahl. Mit der Überraschung meinten sie Christoph Wiederkehr, Spitzenkandidat der Neos.

 

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„Heinz-Christian Strache wird diese Wahl-Bühne nie mehr wieder haben.
Seine Zeit ist endgültig abgelaufen“

Kathrin Stainer-Hämmerle, Politikwissenschafterin

Wiederkehr als Wahl-Überraschung

„Der Herr Wiederkehr hat sich vom Klassensprecher vor einem halben Jahr, zum Schulsprecher über den Sommer zum Spitzenkandidaten hin entwickelt“, kommentierte etwa Christoph Haselmayer. Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle pflichtete ihm bei: „Man belächelte ihn anfangs“, sagte sie.

Von Nobody zu Somebody

Dabei habe er sich vom „Nobody“ im Sommer vor allem während der TV-Duelle zu einem ernst zu nehmenden Koalitionspartner entwickelt. Auch für die Performance von Michael Ludwig (SPÖ) fanden die Experten lobende Worte. Seine Wahlkampfstrategie – ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr“ – sei voll aufgegangen.

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„Es war ein fehlerhafter türkiser Wahlkampf: Stichwort Nullen, 
Laptop und das Menasse-Posting“

Thomas Hofer, Politikberater

Maximum für Bürgermeister Michael Ludwig

„Das Ergebnis (42,2 Prozent laut Hochrechnung inkl. Wahlkartenprognose, Anm.) war das Maximum für ihn. Hätte er deutlichere Signale in Richtung FPÖ-Wählerschaft gemacht, hätte er wiederum viele andere Stimmen verloren“, analysiert Thomas Hofer. Kathrin Stainer-Hämmerle spricht gar von einer „perfekten Positionierung als Bürgermeister, außerhalb des Parteienstreits.“ Ludwig habe andere vorgeschickt, um die schmutzige Arbeit zu erledigen.

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Er habe Vertrauen generiert und sich mit der SPÖ als „wirkliche Volkspartei in die Mitte gesetzt“. Dort war laut Stainer-Hämmerle übrigens deshalb Platz für ihn, weil die ÖVP nach rechts gerückt sei.

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„Birgit Hebein hat mit autofreier Innenstadt, Pop-up-Radwegen und Gürtelpool auch Wähler verschreckt“

Christoph Haselmayer, Meinungsforscher
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"Teddybär" Ludwig

Der Zenit sei für Ludwig noch nicht erreicht: Meinungsforscher Haselmayer geht davon aus, dass Ludwig sein Ergebnis bei der nächsten Wahl sogar noch toppen kann: „Gerade in der Krise ist ein Teddybär-Typ, der Ruhe ausstrahlt, genau das Richtige.“

"Überheblicher" türkiser Wahlkampf

Das Urteil der Experten über ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel fiel nicht so positiv aus – trotz Verdoppelung der Stimmen (18,8 Prozent). „Überheblich“, nannte Stainer-Hämmerle Blümels Wahlkampf und erinnerte an das „Wien-Bashing“. Auch für Hebein hagelte es Kritik, trotz guten Wahlergebnisses (14 Prozent): Mit der missglückten autofreien Innenstadt sei ihr ein Fehler unterlaufen.

Dass die Wahlbeteiligung von 74,7 auf 65 Prozent gefallen ist, führt Hofer auf Corona zurück – und die FPÖ. Ihre Wähler seien nämlich „demotiviert“ gewesen.

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