Widerstand gegen Privatklinik beim AKH
Von Josef Gebhard
Goldene Meile" nennen Branchenkenner die Gegend rund um das AKH. In unmittelbarer Nähe zu Österreichs größtem Spital haben sich gleich mehrere Privatspitäler angesiedelt, die bei betuchten Kunden mit luxuriöser Ausstattung werben. Unter den Belegärzten finden sich auch zahlreiche namhafte AKH-Mediziner, die sich hier ein Zubrot verdienen.
Schon bald könnte ein weiteres Nobel-Spital direkt auf dem AKH-Gelände hinzukommen. Und zwar bei der Lazarettgasse, wo sich derzeit noch die Personalwohntürme befinden. Das Grundstück mit rund 5000 m² befindet sich im Eigentum der Stadt. Uniqa und Wiener Städtische wollen hier ein Privatspital errichten, samt Hotelzimmern für ausländische Patienten.
Noch sei keine endgültige Entscheidung gefallen, betont man bei beiden Versicherungen. Dennoch regt sich schon jetzt massiver Widerstand: "Es handelt sich hier um eine eklatante Fehlentwicklung", wettert allen voran Wolfgang Schütz, Rektor der am AKH angesiedelten Wiener MedUni. Durch den Bau würde den Uni-Kliniken die letzte Möglichkeit geraubt, für den Forschungsbetrieb weitere Gebäude zu errichten. Bedarf dafür gibt es genug. So müssen etwa die rund 150 Mitarbeiter des Krebsforschungsinstituts in einem völlig desolaten Gebäude arbeiten.
"Zweiklassenmedizin"
Auch der Ärztekammer ist das geplante Spital ein Dorn im Auge: "Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely hat sich immer gegen die Zweiklassenmedizin ausgesprochen", sagt Präsident Thomas Szekeres. "Jetzt unterstützt sie dieses Projekt." Viel besser wäre es, die Sonderklasse im AKH selbst auszubauen. Die Einnahmen daraus würden der Stadt zufallen.
Bei der Uniqa versucht man, diese Sorgen zu zerstreuen. Hintergrund der aktuellen Überlegungen sei, dass man die in die Jahre gekommene Privatklinik Confraternität (sie gehört der Uniqa-Tochter PremiQaMed) neu errichten wolle. Entweder am alten Standort oder eben auf dem AKH-Grundstück. Für die zweite Variante prüft man derzeit die Möglichkeit eines Grundstückstausches, die Stadt könnte dann am bisherigen Confraternität-Areal kostengünstige Wohnungen errichten. "Es geht also rein um eine Verlegung, das neue Haus würde auch nicht mehr Betten haben", betont ein Uniqa-Sprecher. Derzeit verfügt die Confraternität über 96 Betten.
"Es laufen Gespräche über den Grundstückstausch", bestätigt man im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ), "fixiert ist aber noch nichts".
Seitens der AKH-Führung versteht man wiederum die Aufregung im MedUni-Rektorat nicht: "Das AKH erarbeitet derzeit mit der MedUni einen baulichen Masterplan", heißt es in einer Stellungnahme. "Er sieht sogar zwei zusätzliche Gebäude für Forschung und Lehre vor." Grundflächen, die für den Betrieb des AKH nicht benötigt werden, stünden der Stadt zur Projektentwicklung zur Verfügung. Genau das ist bei dem betroffenen Teilgrundstück der Fall. "Diese Vorgangsweise ist der MedUni seit Langem bekannt."