Wickel in Floridsdorf: Siedler gegen Seilbahn auf den Kahlenberg
Von Uwe Mauch
Kommt auch nicht so oft vor: Der KURIER trifft sich mit Floridsdorfs Bezirksvorsteher Georg Papai und Anrainerin Marion Scharnreithner zum Interview auf der Donauinsel. Und beim Lokalaugenschein bei strömenden Regen posiert auch eine Gruppe besorgter Anrainer und Anrainerinnen.
Um was geht es?
Dort, wo bei Regen alle 15 Minuten ein nasser Radler vorbeizischt, wo sich Füchse „Gute Nacht“ sagen, ganz im Norden der Freizeitoase, am linken Ufer des Entlastungsgerinnes, Höhe Jedlesee, will eine Betreibergesellschaft namens Genial Tourismus ihre Seilbahn auf den Kahlenberg Station machen lassen und daneben eine Bike & Ride-Station für 630 Fahrzeuge errichten (siehe Grafik).
Während man in der Stadt, auf der anderen Donauseite von einem Projekt spricht, das eher „auf Luft“ gebaut ist, gehen in der Siedlung in der Schwarzlackenau mit 3.300 Hauptgemeldeten die Wogen hoch. Dabei sind die Siedler nicht alleine auf weiter Flur: Alle im Bezirksparlament vertretenen Parteien mit Ausnahme der Neos sind gegen die Bahn. Es gibt dazu auch ein Nein der Stadtregierung.
Bezirkschef Papai (SPÖ) will sich auf diese Machtballung nicht verlassen. Im Gespräch mit dem KURIER sorgt er sich: „Sollte man am Ende über das Seilbahn-Projekt im Verkehrsministerium entscheiden, hätte es die Stadt nicht mehr in der Hand.“
Papai hat daher auch eine Unterschriftenaktion in Floridsdorf begonnen und erhält viel Rückenwind nicht zuletzt von Bürgern, die schon lange nicht mehr rot wählen.
Seit Frühjahr kanalisiert Marion Scharnreithner den Protest gegen „die Zerstörung unserer Natur“. Zu ihren Freunden zählt die Siedlerin, die – wie etliche Familien in der Schwarzlackenau – mit viel Fleiß das Haus-Erbe der Großeltern und Eltern weiterführt, auch den einen oder anderen FPÖ-Mandatar, sowie Gegner der Seilbahn von der anderen Seite der Donau.
So auch den Obmann der Bürgerinitiative „nogondel“, Hans Binder. Der kritisiert, dass – anders als von den Projektbetreibern gesagt werde – kein öffentliches Interesse an der Bahn bestehe: „Wer auf den Kahlenberg will, kommt gut mit dem Bus, zu Fuß oder mit dem Fahrrad hinauf.“
Verschreckte Siedler
Klaus Wechselberger von der Umweltinitiative Wienerwald hat sich im Sommer für seine Floridsdorfer Mitstreiter auf der Donauinsel die Flora und Fauna näher angesehen und sieht durch Seilbahntrasse und Parkplatz mehrere Arten bedroht, „unter anderem die Große Sägeschrecke, die zu den größten und seltensten Insekten Europas zählt“.
Die Anrainerin Friederike Vogl sorgt sich mehr um die beschauliche Idylle in einer Siedlung, deren Gässchen Entensteig, Bussard- oder Fischottergasse heißen. Auch sie fürchtet „die Verbauung, die Zerstörung der Natur, mehr Verkehr, mehr Lärm“.
Der Regen hat sich inzwischen verzogen. Und Hannes Neumayer, der fast für jede Ausgabe seiner Floridsdorfer Zeitung (DFZ) über den Drahtseilakt von Genial Tourismus berichtet, wundert sich, dass die Betreiber nicht aufgegeben haben: „Die Konstellation in der Stadt ist klar. Dennoch wird hier sehr viel Geld investiert.“ Dass eine Seilbahn niemals auf der Insel Station machen wird, das will auch Neumayer „keineswegs ausschließen“.
Auch im KURIER TV-Magazin sind Anrainer und Bezirkspolitiker am Wort. Wann? 11.10. ab 18.00 Uhr. Wo? Auf kurier.tv