Wenn der Steffl zum Hochsicherheitstrakt wird
Von Michael Berger
Sie gilt als größte museale Kirchenschatz-Präsentation in einem europäischen Dom. 80 Exponate und 400 Reliquien wurden der Öffentlichkeit in der Ausstellung „Der Domschatz von St. Stephan“ zugänglich gemacht. 60 Jahre nach der Wiedereröffnung der Stephanskirche kehrten die wertvollsten Objekte des Domschatzes in das Wiener Wahrzeichen zurück.
Donnerstagabend führte Kirchenmeister Tamas Steigerwald – als Overtüre zum anschließenden Medienempfang von Kardinal Schönborn – durch die einzigartige Ausstellung im Dom.
Als Begründer des Reliquienschatzes gilt Rudolf IV., auch der Stifter genannt. Der 1365 verstorbene Herzog ist im Dom begraben. Eines der unersetzlichen Exponate ist sein Leichentuch – ein persischer Seidenbrokat. Die eigens dafür angefertigte, klimatisierte Sicherheitsglasvitrine kostete 14.000 Euro.
Als ältestes Stück gilt ein Siegelstempel aus dem dritten Jahrhundert (von Rudolf IV. gestiftet). Auch das Porträt des Herzogs gilt als unersetzliches Werk in der nachantiken Kunstentwicklung.
Erinnerungen an die Pest
In der Bartholomäus-Kapelle bezaubern zwei syrische Prunkglas-Gefäße. Sie sind Spitzenobjekte der Glaskunst des beginnenden Spätmittelalters und wurden auch als Reliquien-Behälter benutzt. Hohes Interesse erzeugen drei Hostien-Löffel aus der Pestzeit von 1679. Dank eines langen Stiels konnte den Sterbenden die heilige Kommunion aus sicherer Entfernung gereicht werden.
Wie aber schützt die Erzdiözese den wertvollen Domschatz? Ausstellungsleiter Klaus Brenner: „Es gibt Objekt- und Raumsicherungen plus Alarmsysteme. Und alle Exponate sind versichert.“ Für vier Euro ist die Ausstellung, mit mehrsprachigem Audioguide, zu besichtigen.