Chronik/Wien

Wegen dringenden WC-Besuchs zum Schwarzfahrer gestempelt

Manchmal reicht ein dringendes Bedürfnis, um in Wien zum Schwarzfahrer zu werden. Genau das passierte vor Kurzem Hans T. (Name geändert) aus Niederösterreich. Nach einer Darmoperation plagen den Pensionisten plötzlich auftretende Koliken. "Ich muss dann sofort eine Toilette aufsuchen", sagt T. So auch am 1. April, als er mit der U3 unterwegs war. Seine Krankheit zwang ihn zu Zwischenstopps bei den Stationen Landstraße und Stephansplatz, wodurch sich seine Fahrt um eineinhalb Stunden verzögerte.

Das fiel dem Schwarzkappler auf, der in der Neubaugasse das Ticket des Pensionisten kontrollierte. Wegen der Fahrtunterbrechung sei der Fahrschein ungültig und eine Strafe von 103 Euro fällig. T. weigerte sich zu zahlen. Stattdessen wandte er sich mehrmals schriftlich an das Kundenservice der Wiener Linien, um wenigstens eine Reduktion der Strafe zu bewirken. "Ich habe ihnen sogar angeboten, meine Befunde anzuschauen."

Vergeblich: Inklusive Mahnspesen wollen die Wiener Linien mittlerweile bereits 143,70 Euro von T. "Es handelte sich eindeutig um eine Fahrtunterbrechung", heißt es seitens der Verkehrsbetriebe. Solche seien mit Einzeltickets nicht gestattet. Ausnahme seien die zeitlichen Verzögerungen, die beim Umsteigen anfallen.

Und weiter: "Herr T. hat erst bei seinem zweiten Kontakt mit dem Kundenservice auf seine gesundheitlichen Probleme hingewiesen." Das Einzige, das man Herrn T. anbieten könne, sei eine Abzahlung seiner Strafe in Raten. Künftig könne er das Problem mit einer Zeitkarte (z.B. 24-Stunden-Ticket) umgehen.

Der Schwarzfahrer wider Willen ist fassungslos: "Ich hab zunächst meine Krankheit nicht erwähnt, weil mir das unangenehm war. Ich kann nicht verstehen, warum die Wiener Linien so starrköpfig sind."