Von Polditown nach Brooklyn
Die Leopoldstadt und Brooklyn. Floridsdorf und Katsushika. Die Josefstadt mit der Budapester Josefstadt. Hernals und Fuchu.
17 der 23 Wiener Gemeindebezirken pflegen eine Partnerschaft mit Bezirken in anderen Bezirksstädten. Aber was bringen sie? Warum gibt es sie?
Dass der zweite Wiener Gemeindebezirk – Bewohner nennen die Leopoldstadt auch Polditown – eine Partnerschaft mit Brooklyn eingeht, liegt auf den ersten Blick nicht unbedingt auf der Hand. 103.000 Einwohner im zweiten Bezirk, 2,5 Millionen in Brooklyn. 19 klein ist die Leopoldstadt im Vergleich zum 252 großen Brooklyn. Die Initiative für diese Verpartnerung kam von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Sie war 2007 auf Wien-Werbetour in New York, traf dort den damaligen Bürgermeister von Brooklyn, Marty Markowitz, und schloss mit ihm den Pakt zur Bezirkspartnerschaft.
Big in Japan
Patenschaften haben die Wiener Bezirke vor allem mit anderen Stadtteilen in Budapest oder Prag. Besonders auffällig sind die zahlreichen Verbindungen mit Bezirksstädten in Japan und China. Meistens funktionieren diese über Schüler-Austausch-Programme, sportliche Begegnungen und wirtschaftliche Annäherungen und Besuche von politischen Delegationen.
In manchen Bezirken geht es aber um mehr. Zum Beispiel um den Weltfrieden. So wird der Schwerpunkt der Partnerschaft zwischen dem 17. Bezirk, Hernals, und Fuchu in Tokio zumindest auf der Homepage der Stadt Wien beschrieben.
Wie das funktioniert mit der Erhaltung des Weltfriedens? "Wir haben seit 1992 einen intensiven Austausch", sagt die Hernalser Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ). Sie war 2004 in Fuchu, um einen Vortrag über die Rolle der Frau in der Politik zu halten. Jedes Jahr gibt es mindestens eine Begegnung mit den Japanern. "Und bei der Atomkatastrophe von Fukushima waren wir wirklich besorgt", sagt Pfeffer. Man habe eine Spendenaktion gestartet. "Es geht also nicht nur um gegenseitige Gastfreundschaft, sondern auch darum, einzuspringen, wenn Not am Mann ist."
Intensive Kontakte zu Tokio pflegt auch Floridsdorf. Seit 1987 besteht die Patenschaft mit dem 21. Hieb Tokios, Katsushika. Sogar eine Katsushikastraße gibt es in Floridsdorf. Und das nur, weil der japanische Serien-Held Tora-San beim Heurigen in Strebersdorf eine Folge gedreht hat. Und das nur, weil der damalige Bürgermeister Helmut Zilk erklärte, Wien müsse jetzt weltoffen werden. Und auch die Leopoldstadt und Brooklyn haben mehr gemeinsam, als man erkennen mag.
Bunt gemixt
"All die kleinen Cafés rund um den Karmelitermarkt erinnern mich sehr an Brooklyn", sagt Milli Segal, Projektbeauftragte für die Partnerschaft. Vor allem aber geht es um die Bevölkerungsstruktur: "Die Leopoldstadt ist wie Brooklyn ein buntes Gemisch. Und natürlich spielt da auch etwas Jüdisches hinein. Beide Bezirke sind ohne ihre jüdische Bevölkerung nicht denkbar", sagt Segal. Die Partnerschaft soll intensiviert werden: "Wir wollen gern mehr machen", sagt Segal. Noch heuer sollen Schüler aus Brooklyn nach Wien kommen.