Visionen für Zukunft der Wiener Höhenstraße
Von Bernhard Ichner
Sie gilt als eines der innovativsten österreichischen Verkehrsprojekte der Zwischenkriegszeit: die Wiener Höhenstraße. Nach dem Spatenstich am 18. Mai 1934 wurde das erste Teilstück auf den Kahlenberg am 16. Oktober 1935 eröffnet. Zum 80-Jahr-Jubiläum wird nun der Ruf laut, die beliebte Panorama-Strecke von Hütteldorf zum Leopoldsberg zu modernisieren. „Rettet die Höhenstraße“, appelliert etwa „Kuratorium Wald“-Präsident Gerhard Heilingbrunner – und legt eine Reihe von Vorschlägen an die Stadt vor.
Um den Biosphärenpark Wienerwald als Naherholungsziel für die Wiener zu stärken, schlägt er weiters eine Modernisierung des Wander- und Mountainbike-Wegenetzes vor – „mit Erlebnisstationen, wie zum Beispiel Kinderspielplätzen, Infopoints und digitalen Karten. Ein spezielles Angebot könnte man darüber hinaus mit Stromladestationen für eBiker schaffen“, findet Heilingbrunner.
Fünfjahresplan erwünscht
Die Gesamtkosten für eine Totalsanierung bis 2020 schätzt er auf rund 20 Millionen Euro. „Gefordert ist ein Kraftakt der Stadt und nicht eine zizerlweise Sanierung in alle Ewigkeit, indem die Sanierung den Bezirken, die ohnehin fast kein Geld haben, in die Schuhe geschoben wird. Das ist ein städtebauliches Anliegen für ganz Wien“, meint der Umweltaktivist.
Der Zeitpunkt seines Vorstoßes ist nicht zufällig gewählt. Denn Heilingbrunner erhofft sich von der künftigen Regierungskoalition frischen Wind und einen „Fünfjahresplan zur Rundumerneuerung der Höhenstraße“.
Im Büro von Bürgermeister Michael Häupl, der als „Vater des Biosphärenparks“ erster Adressat des Appells ist, steht man den Vorschlägen prinzipiell zwar offen gegenüber. Bis dato habe man davon jedoch noch nichts gehört. „Wir sind aber natürlich zu einem konstruktiven Diskurs bereit“, erklärt ein Sprecher des Stadtchefs.
Welches Projekt auch immer in Angriff genommen wird – bis auf Weiteres heißt es punkto Höhenstraße ohnehin: bitte warten! Denn zurzeit streiten das Bundesdenkmalamt und die Straßenbauabteilung (MA28) der Stadt Wien über den Denkmalschutz für die historisch bedeutende Fahrbahn. Und solange das Bundesverwaltungsgericht hier keine Entscheidung trifft, kann weder ein konkreter Plan formuliert, noch die Finanzierung geklärt werden.
Rechtsstreit um Denkmalschutz
Fakt ist zwar, dass die Höhenstraße – mit knapp 15 Kilometern die längste Straße Wiens – saniert werden muss. Über das Wie herrscht aber seit Jahren Uneinigkeit: Das Bundesdenkmalamt möchte so viel wie möglich vom Granit-Kleinsteinpflaster, das in der Zwischenkriegszeit weitgehend in Handarbeit verlegt wurde, erhalten und die Höhenstraße auf elf Kilometern Länge unter Schutz stellen.
Der Stadt ist die Sanierung und Erhaltung der Pflastersteine auf Dauer aber zu teuer, bei der MA28 würde man die Strecke deshalb lieber asphaltieren – und die historischen Pflastersteine nur auf einer Länge von drei Kilometern erhalten.
Bleibe es bei der Elf-Kilometer-Variante würde allein die Sanierung rund 30 Millionen Euro kosten, schätzte man 2010 – und dann kämen noch rund 180.000 Euro an jährlichen Erhaltungskosten dazu. Die Asphaltierung sei dagegen um 20 Millionen Euro möglich.
Zudem argumentiert die Stadt mit der Lebensqualität der Anrainer sowie mit der Verkehrssicherheit: Auf Kopfsteinpflaster verursachen Reifen lautere Abrollgeräusche und Asphalt sei sicherer für Motorradfahrer.