Chronik/Wien

VCM-Veranstalter wehrt sich wegen Kritik an Ringsperre

Wolfgang Konrad ist offensichtlich der Kragen geplatzt. Der Veranstalter des Vienna City Marathons (VCM) wehrt sich in einem (recht polemisch verfassten) Offenen Brief an Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck, der zuletzt die Sperre des Rings während der Laufveranstaltung kritisierte. "Es dürfte der Aufmerksamkeit maßgeblicher Personen in der Wirtschaftskammer entgangen sein, dass der Ring nicht komplett gesperrt wurde, sondern nur partiell von der Stadiongasse bis Schottentor, zwischen Freitag 20:00 Uhr und Sonntag 20:00 Uhr", schreibt Konrad. Die Rückbauarbeiten für die Sperre seien früher abgeschlossen als geplant, nämlich vergangenen Sonntag um 19.35 Uhr, statt um 20 Uhr. Die Wirtschaftskammer habe dem Verkehrskonzept, das sie zuletzt kritisierte, zugestimmt.

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Immer wieder übte die Wirtschaftskammer zuletzt Kritik an den zahlreichen Ringsperren, die auch durch "Spaß-Events" wie der Bademantel-Demo verursacht werden. An Tagen, wo der Ring für Autofahrer gesperrt ist, würden die Unternehmer an der Ringstraße Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent verbüßen. "In einen Topf mit Demonstrationen oder anderen Veranstaltungen" am Ring wollen die VCM-Veranstalter nicht genannt werden. Dem Präsidenten sei die "wirtschaftliche Bedeutung" des Vienna City Marathons doch "sicherlich" bekannt, schreibt Konrad. "Wenn nicht, möchte ich Ihnen hier übermitteln, dass an diesem Marathon Wochenende ca. 80.000 Nächtigungen durch die Teilnehmer, deren Begleitpersonen aber auch durch unsere Organisation, unsere Sponsoren und beauftragten Dienstleistungsunternehmen generiert werden. So lässt sich ein gesamtwirtschaftlicher Nutzen für Hotellerie, Gastronomie und dem Handel von weit über € 50.000.000,- (in Worten: fünfzig Millionen) Euro errechnen. Und das jährlich. Sie werden also verstehen, dass wir nicht als Belastung für diese Stadt dargestellt werden wollen, sondern als eine bedeutende Veranstaltung, die sehr viel Geld in diese Stadt spült."

Dass ausgerechnet die Wiener Wirtschaftskammer den VCM kritisiert, treffe bei Konrad "auf Verwunderung", weil gerade die Wirschaftskammer von dem Event profitieren würde. Wenn der "Vienna City Marathon eine Belastung für diese Stadt ist, teilen Sie mir doch bitte mit, dass Sie es begrüßen würden, dass diese Veranstaltung im Interesse der Aufrechterhaltung des Straßenverkehrs im partiell gesperrten Bereich auf der Wiener Ringstraße und im Interesse der Wiener Wirtschaft, nicht mehr stattfinden soll", schreibt Konrad. Das solle aber bitte "zeitnah" geschehen, immerhin stecke man bereits in den Vorbereitungen für den Marathon im Jahr 2017.

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"Es geht nicht gegen den Vienna City Marathon"

In der Wiener Wirtschaftskammer zeigte man sich ob der Tonalität des Briefes "erstaunt". Die Kritik richte sich nicht gegen den Vienna City Marathon, man wollte nur darauf hinweisen, dass eine Sperre von "Freitagabend bis Sonntagabend ein langer Zeitraum für die Kaufleute" sei. "Dass der Marathon eine tolle Sache ist, sei unbestritten", heißt es aus der Wirtschaftskammer, aber man wünsche sich, dass die partiellen Sperren des Rings nächstes Jahr "besser kommuniziert" werden. "Ein mehrtägiges Event stellt für den Handel eine große Herausforderung dar", sagt ein Sprecher der Kammer. "Einkaufen ist ja ein Erlebnis und nicht jeder Kunde möchte in so einem Getümmel einkaufen."

Die beiden Spartenobleute Rainer Trefelik (Handel) und Markus Grießler (Tourismus) haben bereits einen Vorschlag für einen Gesprächstermin an VCM-Veranstalter Konrad geschickt. Aus dem Büro von Wolfgang Konrad heißt es dazu: "Den werden wir selbstverständlich annehmen".