Chronik/Wien

Böhler-Spital: Weniger Service während der Nachtstunden

Auf die Wiener Patienten kommen im Sommer Änderungen zu: Das Lorenz-Böhler-Unfallspital in der Brigittenau schränkt ab 1. Juli sein Leistungsangebot während der Nachtstunden ein. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr werden ab diesem Zeitpunkt nur mehr akute Notfälle sowie Patienten versorgt, die mit der Rettung oder dem Hubschrauber in das Krankenhaus geliefert werden. Personen mit banaleren Verletzungen sollen hingegen künftig in anderen Spitälern der Stadt versorgt werden.

Dass die Maßnahme eine Folge von Sparmaßnahmen beim Personal ist, weist man im Krankenhaus zurück. Hintergrund sei vielmehr ein wachsendes Patientenaufkommen in den vergangenen Jahren, das eine Umlenkung der Patientenströme notwendig mache: „Im Jahr 2010 hatten wir noch 65.000 Personen in der Erstversorgung, im Vorjahr bereits 69.500“, sagt Reinhard Minixhofer, stv. Direktor der AUVA Landesstelle Wien. Deshalb habe man auch zuletzt einen Arzt, eine OP-Schwester und eine Schreibkraft zusätzlich eingestellt.
KernaufgabeUm das ganze Patienten-Spektrum ohne größere Wartezeiten auch in der Nacht zu versorgen, hätte es auch dafür eine Personalaufstockung benötigt.

Da sei es besser, Menschen mit leichten Verletzungen in anderen Spitälern zu versorgen. „Kernaufgabe der AUVA-Unfallkrankenhäuser ist es schließlich, Menschen mit Arbeitsunfällen zu behandeln. Unsere Spitäler können nicht die Rolle eines allgemeinen Krankenhauses übernehmen“.

Ausweichmöglichkeiten

Als Ausweichmöglichkeiten stünden Spitäler wie etwa das AKH zur Verfügung. Das UKH Meidling, das ebenfalls zu AUVA gehört, hält indes bei seinen Öffnungszeiten rund um die Uhr für alle Patienten fest.

Große Verschiebungen seien nicht zu erwarten, betont Minixhofer: „Im Jahresschnitt hatten wir rund 15 Patienten pro Nacht mit leichteren Verletzungen.“

„Wienweit gibt es noch vier weitere Spitäler mit Unfall-Abteilungen. Unterm Strich ändert sich somit wenig, die Patienten müssen sich keine Sorgen machen“, betont man beim Krankenanstaltenverbund. „Von übelster Sparpolitik auf dem Rücken von Unfallopfern“ spricht hingegen die FPÖ.

Übergangsphase

Für die neue Regelung wird es eine Übergangsphase geben: „Bis sich die Änderung herumgesprochen hat, wird sicher niemand weggeschickt“, sagt Minixhofer. Zudem klärt der Nachtdienst ab, ob es sich nicht doch um einen Notfall handelt.

AUVA-Spitäler

Die Landesstelle Wien der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) betreibt in Wien das Lorenz-Böhler-Spital und das UKH Meidling, wo insgesamt pro Jahr 140.000 Verletzte behandelt werden. Hinzu kommen noch die Rehabilitationszentren Meidling und Weißer Hof (Klosterneuburg) mit jährlich rund 1900 Patienten.

Das Krankenhaus in Wien-Brigittenau wurde im Jahr 1925 eröffnet und ist auf die Behandlung von Arbeitsunfällen und sonstigen Unfällen spezialisiert. Das 128-Betten-Spital verfügt über 64 angestellte Mediziner, hinzu kommen noch 46 Konsiliarärzte. Hier ist auch ein AUVA-Forschungszentrum für Traumatologie untergebracht.