Chronik/Wien

Neue Strategie der Wiener Trafikanten

646 Trafiken gibt es noch in Wien. Die goldenen Zeiten der Tabak-Fachgeschäfte sind vorbei. In den vergangenen zehn Jahren ging die Zahl um etwa 25 Prozent zurück. Vorbei sind auch die Zeiten, wo in der Trafik der Grätzl-Tratsch erzählt und Politdiskussionen geführt wurden.

"Wir müssen uns umorientieren. Die Umsätze bei Zigaretten und Medien gehen zurück. Auch uns treffen die Gratiszeitungen", erklärt Andreas Schiefer, Wirtschaftskammer-Obmann der Trafikanten. Sogar bei den Lotterie-Produkten sinken die Einnahmen, weil immer mehr Verkaufsstellen für Konkurrenz sorgen.

Wege für die Zukunft

Die Situation ist derart sensibel, dass nach zwölf Jahren erstmals wieder ein "Tag der Wiener Trafikanten" abgehalten wird. Am Samstag versuchen Branchenvertreter, Wege aus der Krise und in die Zukunft zu finden.

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Obmann Schiefer, er führt eine klassische Trafik in Wien-Floridsdorf, sieht nur einen Weg: "Wir müssen geografisch flexibler werden." Damit meint der Kammer-Funktionär, dass das Wachstum der Stadt als große Chance gesehen werden muss: "Der Trafikant muss sich in Zukunft bewegen und Geschäfte in den neuen Stadtteilen und entlang der weiter ausgebauten U-Bahn-Linien eröffnen. Damit können wir reüssieren."

Finanzieller Horror

Doch nicht nur sinkende Umsätze, auch Gesetzesänderungen fordern die Branche. Schiefer gibt ein drastisches Beispiel: "Die Registrierkassen sind in Ordnung. Aber die damit verbundene Belegerteilungspflicht ist ein finanzieller Horror. Alleine die Papierrollen kosten pro Jahr 600 bis 1200 Euro, je nach Größe des Geschäftes." Nachsatz: "Vor der Trafik schmeißen die Kunden die unnötigen Rechnungen auf den Boden. Das kann es nicht sein."

Auch das ab Mai 2018 gültige Rauchverbot in der Gastronomie wird Umsatzeinbrüche bringen. Der Spartenobmann kritisiert dabei die Regierung: "Raucher zahlen jährlich 1,8 Milliarden Euro Steuer. Das ist die reinste Doppelmoral des Staates."