Chronik/Wien

Überwachung von Ärzten: Projekt verschoben

Die umstrittene Dokumentation der Arbeit der Ärzte in den Wiener Gemeindespitälern mittels Smartphone-ähnlicher Geräte wird nach heftigen Protesten um zwei Wochen verschoben. "Wir starten dann, wenn alle betroffenen Gruppen vor Ort alle nötigen Informationen haben. Das wird zirka Mitte Jänner sein", heißt es im Krankenanstaltenverbund (KAV). Und zwar nur an jeweils drei Abteilungen in Hietzing und im Wilhelminenspital. Das Projekt soll auf sieben Wochen begrenzt sein.

Wie berichtet, hätten ursprünglich bereits ab 1. Jänner die Ärzte mit diesem Gerät fortlaufend ihre Tätigkeiten während der Nachtdienste dokumentieren sollen. Alle 30 Minuten gibt das System einen Signalton ab, um die Mediziner an die fällige Eingabe zu erinnern. Mit dem Projekt soll erhoben werden, wie viel Personal in den Nachtdiensten benötigt wird.

Nachdem dieses Vorhaben am Freitag bekannt wurde, erhob sich ein Sturm der Entrüstung unter der Ärzteschaft. Sie wehrt sich massiv gegen die in ihren Augen überfallsartige Einführung eines Überwachungssystems, das an DDR-Methoden erinnern würde.

Ärzte kämpferisch

"Der KAV macht jetzt einen Rückzieher. Denn ursprünglich hätte das System an allen KAV-Abteilungen für Gynäkologie, Kardiologie und Chirurgie eingeführt werden sollen", sagt Wolfgang Weismüller, Vorsitzender des Personalgruppenausschusses Ärztinnen und Ärzte. "Aber das System wird auch sicher nicht an den jetzt genannten Abteilungen starten", kündigt er weiteren Widerstand an. Denn der Versuch, das Projekt zu beginnen, ohne mit den Betroffenen zu sprechen, sei eine "Kriegserklärung des Generaldirektors" gewesen. Dies sei kein Einzelfall: "Immer wieder ist zuletzt versucht worden, entgegen Absprachen einfach Tatsachen zu schaffen", sagt Weismüller.

Die Befürchtung der Ärzte im konkreten Fall: Ergibt die Überprüfung, dass im Dienst zu wenig Arbeit anfällt, könnten die Nachtdienste gestrichen werden. Wird zu viel gearbeitet, drohe hingegen die von den Ärzten befürchtete Umstellung von 25- auf 12,5-Stunden-Diensten. "Sie kommen dem KAV zwar billiger, mit ihnen ist aber keine Kontinuität bei der Betreuung der Patienten mehr gegeben", kritisiert ein KAV-Arzt.

Welche konkreten Schlüsse man tatsächlich aus den erhobenen Daten zieht, will man bei KAV derzeit noch nicht sagen.