U-Bahn: Der X-Wagen löst bald den Silberpfeil ab
Von Bernhard Ichner
Einen ersten Blick ins Innere der neuen U-Bahn gewährten heute, Donnerstag, die Wiener Linien. Im Siemens-Werk in Simmering wurde mit dem sogenannten X-Wagen nach Silberpfeil und V-Wagen die dritte Generation an U-Bahn-Zügen vorgestellt, die das Unternehmen an Wien liefert. Ab 2020 soll er den Betrieb auf den Linien U1 bis U4 aufnehmen und ab 2024 vollautomatisch - also ohne Fahrer - auf der U5 zum Einsatz kommen. Das Auftragsvolumen für bis zu 45 Züge beträgt inklusive Wartung rund 550 Millionen Euro. Bis 2030 werden 34 Garnituren ausgeliefert, nach Bedarf könnten danach 11 weitere folgen.
Aufgrund der verbesserten Barrierefreiheit und zusätzlichen Sonderplätzen für Kinderwägen oder Rollstühle verfügt die neue U-Bahn zwar über ein paar Sitzplätze weniger, insgesamt fasst sie mit 928 Fahrgästen aber 46 mehr als die bisherige, erklärt Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Die Ein- und Aussteigebereiche seien großzügiger gestaltet. Und auch punkto Energieeffizienz und Nachaltigkeit sei der X-Wagen State-of-the-Art. So sind 90 Prozent der verwendeten Materialien wiedervertwertbar und die Sitze bestehen aus hochwertig beschichtetem Schichtholz. Zudem sorgen LED-Beleuchtung und eine moderne Heizungs- und Klimaausrüstung für einen niedrigen Energieverbrauch der Züge.
Blaue Sondersitze
Punkto Optik wird sich vor allem im Inneren der Garnituren einiges ändern. So wird es laut Wiener-Linien-Chef Günter Steinbauer nicht nur Quer, sondern auch Lang- und Klappsitze geben. Die mittlerweile historisch anmutenden Fahrplantafeln über den Türen werden durch ein digitales Informationssystem mit Bildschirmen ersetzt. Und auch die traditionellen bunten Piktogramme, die nahelegen, Sitze für Schwangere, Personen mit kleinen Kindern, blinde oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Fahrgäste freizumachen, haben bald ausgedient. Wie international üblich, wird es künftig einheitlich blau-weiße Piktogramme über blauen Sondersitzen geben. Der X-Wagen soll zumindest bis 2060 fahren, sagt Steinbauer.
Die transparente Trennwand zum Fahrerstand wird den Fahrgästen eine völlig neue Perspektive auf die Strecke bieten. Beim vollautomatischen U5-Betrieb wird die Sicht durch den Wegfall der Fahrerstände sogar noch besser. Die Sitze in der ersten Reihe mit direktem Ausblick in den Tunnel könne man wohl für viel Geld versteigern, scherzt Steinbauer.
Kein Personalabbau
Dass die U5 zwischen Frankhplatz/Altes AKH und Karlsplatz fahrerlos unterwegs sei, bedeute nicht dass sie menschenlos fahre, betont der Wiener-Linien-Chef. Die bisherigen Fahrer würden in Zukunft im Sinne eines verbesserten Fahrgastservices als Betreuer im Zug unterwegs sein. Eine Personalreduktion schließen sowohl Sima, als auch Steinbauer dezidiert aus.
Erfreut zeigte sich bei der U-Bahn-Präsentation auch Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun. Der X-Wagen sei extra für Wien entwickelt worden, betont er. Der Standort in Simmering, wo man etwa auch U-Bahn-Züge für Riad oder Nürnberg produziert, werde vom Konzern als abgesichert angesehen. Der erste Wagen stünde Mitte 2020 zur Verfügung.