Tiergarten Schönbrunn hilft bei Nachzucht seltener Flussschildkröten
Von Michaela Höberth
Die Nördliche Batagur-Flussschildkröte (Batagur baska) gehört zu den drei seltensten Schildkrötenarten der Welt. Vor zwölf Jahren gab es im Tiergarten Schönbrunn die weltweit erste Nachzucht, danach wurde in der Heimat der Tiere in Bangladesch unter Leitung der Wiener Experten ein Artenschutzprojekt gegründet. Seitdem konnten 650 Jungtiere schlüpfen, berichtete der Tiergarten anlässlich des „Reptile Awareness Day“ am 21. Oktober.
Weltweit ist jede fünfte Reptilienart von der Ausrottung bedroht, mehr als die Hälfte davon sind Schildkrötenarten. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Projektpartnern sowie der örtlichen Bevölkerung wurden in Bangladesch innerhalb der vergangenen zehn Jahre zwei Zuchtstationen aufgebaut, in denen mittlerweile hunderte Jungtiere geschlüpft sind.
Fischernetze als Gefahr
„Wir haben auch bereits einige der Schildkröten mit Satellitensendern ausgestattet und in den Mangrovenwäldern wiederangesiedelt. So können wir ihre Wanderrouten dokumentieren, ihr Verhalten erforschen und testen, ob sie hier einen intakten Lebensraum vorfinden“, erzählte Doris Preininger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Tiergarten Schönbrunn.
Das Artenschutzprojekt der Batagur-Flussschildkröte zählt laut dem Wiener Zoo zu den erfolgreichsten Zoo-Projekten weltweit. „Zuerst durften wir uns 2010 über die Welterstnachzucht dieser äußerst seltenen Tierart bei uns im Tiergarten Schönbrunn freuen. Mittlerweile ist es uns gelungen, hunderte Tiere in Bangladesch nachzuzüchten“, sagte der Projektleiter und zoologische Abteilungsleiter Anton Weissenbacher. „Die hohe Anzahl an Fischernetzen in dem grundsätzlich gut geeigneten Lebensraum ist aber eine große Gefahr für die Schildkröten. Gemeinsam mit nationalen Behörden arbeiten wir an einer nachhaltigen Lösung, um die Wiederansiedlung dieser Schildkrötenart langfristig zu sichern“, betonte er.
2022 konnte das Team des Tiergarten Schönbrunn nach zwei Jahren coronabedingter Pause endlich wieder selbst das Artenschutzprojekt in Bangladesch besuchen.