Chronik/Wien

Thelemangasse: Künstler weigern sich, auszuziehen

Mo.ë bleibt; die Künstler ziehen nicht aus. Zumindest verkündeten das die Obleute des Kunst- und Kulturvereins bei einer Pressekonferenz am Montag. Auch wenn ihr Mietvertrag am 31. Dezember 2015 ausgelaufen ist.

Vor fünf Jahren zog mo.ë in die Räumlichkeiten der ehemaligen k. u. k. Orden- und Medaillenfabrik Mandelbaum an der Thelemangasse 4 ein. Hier wollten die Verantwortlichen Gegenwartskunst - mit Fokus auf Produktion und Experiment - eine Plattform bieten – und das haben sie geschafft. Rund 25.000 Besucher haben die 400 Veranstaltungen in den vergangenen zwei Jahren besucht.

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Doch das Projekt hatte von vornherein ein Ablaufdatum: Der Mietvertrag war auf fünf Jahre befristet. Auch vom neuen Eigentümer Vestwerk, der die Liegenschaft vor drei Jahren übernahm, wurde der Vertrag nicht verlängert. Vestwerk möchte das Gebäude restaurieren, das Dachgeschoß ausbauen und in dem Objekt rund ein Dutzend Eigentumswohnungen errichten.

"Ich kann den Verein ja prinzipiell verstehen", sagte Vestwerk-Geschäftsführer Klaus Molisch, der der Pressekonferenz am Montag beiwohnte. "Aber der Mietvertrag lief nun einmal mit Jahresende aus." Und er habe sogar Ersatzflächen angeboten.

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Um Ersatzflächen geht es dem Verein aber gar nicht. "Wir haben uns in den vergangenen fünf Jahren ein Netzwerk aufgebaut", sagte mo.ë-Obfrau Alisa Beck. "Wir haben hier ein Versuchsfeld für andere Ausdrucksformen geschaffen. Das möchten wir nicht aufgeben."

"Kulturgut statt Luxus-Lofts"

Willi Hedja von der IG Kultur ergänzte: "Das ist ein Angriff auf Kulturschaffende." Es könne nicht sein, dass Kulturgut von Luxus-Lofts verdrängt werde.

Die IG Kultur und die Künstler vom mo.ë forderten die Stadt Wien daher zum Handeln auf. Die Baugenehmigung soll aufgehoben werden. (Generell sollte bei ähnlichen Projekten künftig genauer geprüft werden.) Und die Stadt könne das Objekt doch erwerben.

Ausziehen werde man jedenfalls nicht. Auf der Homepage werden bereits neue Veranstaltungen angekündigt.

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Klaus Molisch dazu: "Wir suchen weiterhin das Gespräch. Aber wenn das zu nichts führt, werden wir auf die Einhaltung des Vertrages bestehen. Zur Not auch mithilfe juristischer Mittel."