Fußgängerzone ist nicht radelfit
Kaum etwas wird so heftig diskutiert, wie das Radfahren auf der Mariahilfer Straße. Verkehrsexperte Ernst Pfleger will den Bauchargumenten Fakten entgegenstellen. Er hat für den KURIER zwei Radfahrer mit Spezialbrillen ausgerüstet und durch die Begegnungs- und Fußgängerzonen geschickt. Dabei wurden die Augenbewegungen erfasst.
Der Test zeigte deutlich die Mängel der neuen Mariahilfer Straße auf: Dadurch, dass die Radfahrer keine eigene Spur haben, fahren sie kreuz und quer auf der Fahrbahn. Sie schlängeln sich zwischen Autos und Fußgängergruppen durch und missachten Sperrlinien. Der erfahrenere Radler war zudem in der Fußgängerzone deutlich zu schnell.
Bilder des Tests
Magische Busspur
Die Tests zeigten auch, dass sich kaum ein Radler an die Geschwindigkeitsbeschränkung hält. Der angepasst fahrende Probant wurde ständig überholt. Pfleger: „Warum werden Radler dort nicht öfter kontrolliert?“
Wie gefährdet Radfahrer sind, erläutert Pfleger anhand einer Tabelle. Bei 15 km/h betrage der Bremsweg im optimalen Fall 7,8 Meter. Verdoppelt sich die Geschwindigkeit, sind es bereits 19,4 Meter. Zudem sind viele Bremsen für Radler nicht unmittelbar erreichbar. Die Reaktionszeit verlängert sich so im Vergleich zu Autofahrern im Schnitt um eine halbe Sekunde.
Erschwerend hinzu kommen Hindernisse wie Betonleitwände und Schilder, die mitten auf der Straße platziert wurden. Auch die neue Möblierung und die Fahrradabstellplätze kritisiert der Experte: „Sie sind viel zu nahe an der Fahrbahn und können Passanten verdecken.“
Noch trauen sich viele Fußgänger nicht auf die Straßenmitte, weil diese baulich nicht wie eine Fußgängerzone aussieht. Sobald mehr Menschen auf die Straße strömen, werde aber das Gefahrenpotenzial steigen, glaubt Pfleger: „Viele Fußgänger werden dann durch andere verdeckt.“ Die Radler wären durch die hohe Dichte an Passanten überfordert, sagt Pfleger. Sein Resümee: „Radfahrer haben in einer echten Fußgängerzone nichts verloren.“