Chronik/Wien

Strenge Prüfer unter der Praterbrücke

Die wichtigsten Werk­zeuge von Marius Embacher sind ein kleiner Hammer und ein roter Kreidestift. Damit überprüft der Ziviltechniker die Statik von tonnenschweren Brücken. Alle sechs Jahre muss hierzu­lande eine Brücke durch unabhängige Techniker grundlegend überprüft werden. Die Asfinag selbst kontrolliert zusätzlich alle zwei Jahre.

"Hauptprüfungen werden immer an andere Ziviltechnikerbüros vergeben, schon allein aus Haftungsgründen", erklärt Andreas Fromm, Leiter des Bestandmanagements bei der Asfinag und ebenfalls vor Ort.

Nachtaktiv

Wegen des Verkehrs auf der Tangente wurde die heutige Prüfung in die Nacht verlegt. 180.000 Fahrzeuge fahren täglich über die Praterbrücke, die Belastung für das Bauwerk ist enorm.

Um 22 Uhr setzt sich der Tross endlich in Bewegung. Zwei Fahrspuren werden gesperrt, erst dann kann das sogenannte Brückenuntersichtsgerät seinen langen Arm ausfahren. Das futuristische Gerät hebt die Kontrolleure auf einer Bühne direkt unter die Brücke. Der Zugang ist eng und steil. Über eine Hühnerleiter geht es fünf Meter in die Tiefe unter die Brücke. Unten stehen bereits Marius Embacher und sein Kollege Franz Schinogl und starren auf den Beton. Jede noch so kleine Ritze, jeder Spalt soll entdeckt werden. Mit dem Hammer klopft Embacher auf den Beton. Klingt es dumpf, ist alles gut – klingt es hohl, wäre es schlecht. Dann nämlich wäre der Stahl hinter dem Beton gerostet und die Tragsicherheit nicht mehr gewährleistet, erklärt Embacher, während er weitersucht.

Einige kleine Stellen wird er im Laufe der Nacht noch finden, doch Gravierendes ist nicht dabei. Autofahrer auf der Tangente können also beruhigt weiterfahren.