Streit um Schulstunden
Von Elias Natmessnig
Es sollte der große Coup der SPÖ bei der Klubklausur in Rust sein: Wiens Kinder sollen ab Herbst Gratis-Nachhilfe bekommen. 20 Millionen Euro lässt sich die Stadtregierung das im Hinblick auf die Wien-Wahl 2015 kosten. Doch nun kommt die Kehrseite der Medaille ans Tageslicht. Im Gegenzug werden ab Herbst in den Volksschulen Zusatzstunden für Sport, Musik und Begabtenförderung gekürzt.
Schon seit Jahren fehlen in Wien Lehrerposten, heuer klafft zwischen dem Wunsch des Stadtschulrats und dem auf Basis des Finanzausgleichs genehmigten Stellenplan eine Lücke von 1200 Stellen. Somit gehen sich keine Zusatzstunden mehr aus. Kompensieren will Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (S) das nicht. Der grüne Klubobmann David Ellensohn hat unterdessen den Bund als Schuldigen ausgemacht. Wien werde beim Finanzausgleich kurzgehalten und gebe viel Geld dafür aus, um einen Teil davon aufzufangen, sagte er im Ö1-Morgenjournal.
Die Opposition tobt. Das Ganze sei ein "rot-grünes Kasperltheater" kritisiert VP-Bildungssprecherin Isabella Leeb. Denn der Finanzausgleich werde immerhin von den Ländern selbst verhandelt. "Dass die Zahl der Wiener wächst und wir deshalb auch jedes Jahr mehr Schüler haben, ist ja kein Staatsgeheimnis", sagt Leeb. Während die Stundenkürzungen alle Wiener Volksschüler betreffen würden, käme das neue Förderangebot nicht allen zugute, da 42.000 Kinder in Trägerschulen keine Nachhilfe bekommen.
Schützenhilfe kommt just von den Bundesgrünen. "Am Vormittag Stunden kürzen und dann am Nachmittag Nachhilfe anzubieten, ist eine pädagogische Mogelpackung", kritisierte der grüne Bildungssprecher Harald Walser zuletzt.