Streit um Kindergarten wird zum Debakel
Von Josef Gebhard
Ich habe keine Ahnung, wo ich mein Kind im Herbst unterbringen kann, sollte es hier keine Kinderbetreuung mehr geben", sagt Susanne Hoschek. Sie kann den Konflikt nicht begreifen, der seit Monaten um die Zukunft des Studentenkindergartens im Alten AKH tobt ( der KURIER berichtete ). Und noch immer ist keine Lösung in Sicht – und das, obwohl in wenigen Wochen das neue Kindergartenjahr beginnt. Rund 70 Kinder sind von der Misere betroffen.
Zur Vorgeschichte: Zu Beginn des Jahres hatte die ÖH der Uni Wien die Verträge mit dem bisherigen Betreiber – dem Verein StudentInnenkinder – gekündigt. Ihr Vorwurf: Der Verein würde auch Kinder von Eltern aufnehmen, die längst nicht mehr studieren. Umgekehrt habe man sozial bedürftige Bewerber abgelehnt.
Gemäß Kündigung müsste der Verein Ende September ausziehen und einem neuen Betreiber Platz machen. Der Haken: Die ÖH fand keinen. Ein im Mai aus dem Hut gezauberter Kandidat erwies sich als untauglich. Die danach eilig zusammengezimmerte Ausschreibung scheiterte aus Mangel an passenden Interessenten.
Somit mussten sich Verein, ÖH und Uni in den letzten Wochen wieder an den Verhandlungstisch setzen. Heraus kam dabei allerdings nichts. "Wir haben das Angebot gestellt, die Kooperation mit dem Verein um ein Jahr zu verlängern. Das wurde von den Funktionären abgelehnt", sagt eine ÖH-Sprecherin und schiebt den Betreibern den Schwarzen Peter zu.
Verhandlungspleite
"Wir haben angeboten, die Kinderbetreuung weiterzuführen, oder auszuziehen, sobald wir eine Betreuung an einem anderen Standort aufgebaut haben", sagt Christoph Waldhauser vom Betreiberverein. "Doch schneller als in zwei bis drei Jahren geht das nicht", begründet er das Platzen der Verhandlungen.
Und was sagt die Uni, die die Räumlichkeiten im Campus der ÖH für die Kinderbetreuung zur Verfügung stellt? "Der Verein hat sich außerhalb der rechtlichen Vereinbarungen gestellt", sagt eine Sprecherin. Der Kindergarten müsse für alle Studenten offenstehen. Sonderbetreuung für Funktionärskinder sei nicht akzeptabel. "Aber es besteht ja immer noch die Möglichkeit einer Einigung."
Zuletzt stand auch im Raum, dass die Uni als ultima ratio eine Räumungsklage erwägt. Das will man nicht bestätigen, aber: "Wenn sich keine Lösung findet, sind auch rechtliche Fragen zu klären." – Josef Gebhard
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