Chronik/Wien

Stadthallenbad: "Eiskalte Dusche für Steuerzahler"

Die Causa Stadthallenbad ist trotz Wiedereröffnung längst nicht ausgestanden. Das befürchtet ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb: "Auf die Steuerzahler wartet noch eine eiskalte Dusche", sagt sie angesichts des Geschäftsberichts der Stadthallen-Betriebsgesellschaft (2013). So weist der Bericht eine Rückstellung von knapp 4,5 Millionen Euro für noch unbezahlte Rechnungen im Zusammenhang mit der Sanierung aus. Auffällig auch der enorme Anstieg der Kosten für Rechtsberatung: 2011 lagen sie bei 854.000 €, 2012 – im Jahr des Baustopps – bereits bei 1,2 Mio. €. Im Jahr darauf kletterten sie abermals über die Millionen-Grenze.

Dieser Anstieg habe nichts mit dem Bad zu tun, betont man bei der Wien Holding. Hintergrund sei vielmehr eine Zustandsanalyse des gesamten Stadthallen-Areals. Zudem schienen regelmäßige Prüfkosten (z. B. für den Brandschutz) seit 2012 in der Bilanz unter "Rechtsberatung" auf, zuvor seien sie unter "Sonstiges" gelaufen. Die Rückstellung sei für Rechnungen, die nicht bezahlt wurden, weil die Firmen ihre Leistungen nicht erbracht hätten. Eine Klärung soll das Gerichtsverfahren zum Bad bringen. Am Mittwoch fand die erste Tagsatzung statt.

Die Startblocks sind geputzt, die Sonnenstühle auf der Terrasse stehen bereit und ein wenig riecht es in der Halle noch nach frischer Farbe, als Sara Saric Dienstagmittag wieder ihre Längen in dem 50-Meter-Becken zieht.

Bei Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad zieht es normalerweise kaum Mensch ins Hallenbad: Einige Neugierige haben es sich dennoch nicht nehmen lassen, am Dienstag das Stadthallenbad zu besuchen – das nach vierjähriger Sanierungszeit nun endlich wieder vollständig benutzt werden kann.

"Als ich hörte, dass das Bad wieder aufsperrt, musste ich mir das natürlich sofort ansehen", erzählt die Schülerin, die nur ein paar Minuten entfernt wohnt und vor der Generalsanierung das Bad mehrmals wöchentlich aufsuchte.

Ausweichbecken

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Für die leidenschaftliche Volleyballspielerin Saric ist Schwimmen optimales Training, für das sie in den vergangenen Jahren jedoch weite Wege auf sich nehmen musste. Meistens in den 10. Bezirk, zur Therme Oberlaa. Anfangs, als sie noch dachte, dass ihr "Stammbad" in einem Jahr wieder öffnet, war sie auch ins näher gelegene Ottakringer Bad gegangen. Aber das war ihr auf die Dauer zu überfüllt gewesen.

Volle Schwimmbäder mit kurzen Becken – so lautet auch die Kritik der anderen Badbesucher, die in den vergangenen Jahren mit Ausweichquartieren vorlieb nehmen mussten. Kellner Stefan G. etwa schlüpfte sogar in den Neoprenanzug und wählte die Neue Donau, weil ihn sonst keine Bäder reizten. So oft wie früher war der 38-Jährige allerdings nicht schwimmen. "Ich bin komplett aus der Übung", gesteht der Kellner – deshalb werde er heute auch nur 1000 Meter in Angriff nehmen. Künftig soll es aber wieder täglich einen Besuch im Bad geben. Die Jahreskarte um 220 € hat sich Stefan G. jedenfalls schon wieder gekauft. Erstes Fazit: "Es sieht eigentlich aus wie immer. Ich bin froh, dass ich wieder hier bin."

Turmspringer

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So sehen das wohl auch die Turmspringer, die Dienstagmorgen bereits ihre erste offizielle Trainingseinheit im Hauptbecken absolvierten. Und auch Bademeister Elvir Rizvic freut sich über die Rückkehr in "sein" Bad, nachdem er die letzten Jahre im Stadionbad oder der Dusika-Sporthalle ausgeholfen hatte. Viele bekannte Gesichter hat Rizvic noch nicht gesehen, aber das sei wohl nur eine Frage der Zeit. Am meisten freut sich Rizvic allerdings darauf, selbst wieder ins Wasser zu springen.

Den Besuchern sagt das neue Bad jedenfalls großteils zu – vor allem der neu gestaltete Garderobenbereich erntet viel Lob. Einziger Kritikpunkt eines Jahreskartenbesitzers: die Garderobenkästchen funktionieren nun mit Jetons anstatt der Münzen und so muss er den Schlüssel abends immer abgeben. Schon aus Hygienegründen ist aber ein Behalten der Kästchen nicht erlaubt.

Und auch Schwimmerin Ruth Pataki äußert eine Sorge: "So schön ruhig, wie heute, wird es hier wohl kaum bleiben."