Chronik/Wien

Stadt Wien rückt von ihrem Spitalskonzept ab: Netzwerke statt Zentren

Es war das Prestigeprojekt der ehemaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ): Das Spitalskonzept 2030, in das Millionen Euro an Planungskosten flossen. Es sieht eine Reduktion auf sechs Standorte vor, wobei jeweils zwei Häuser miteinander kooperieren. Statt einem breiten medizinischen Angebot in allen Spitälern sollen in einzelnen Häusern Zentren für die wichtigsten Fachgebiete entstehen (siehe Grafik). Doch davon rückt die Stadt jetzt ab: Ursprünglich hätte bereits heuer die Augenabteilung des SMZ Ost (Donauspital) in die Rudolfstiftung übersiedeln sollen, um dort ein Augenzentrum für alle Wiener Patienten entstehen zu lassen. Proteste von Ärzten und Patientenvertretern, die eine augenmedizinische Unterversorgung für die Donaustadt und Floridsdorf befürchteten, waren die Folge (der KURIER berichtete).

Nun ist der Plan – zumindest vorerst – vom Tisch. Das SMZ Ost behält (ebenso wie das Krankenhaus Hietzing) seine Augenabteilung samt Akut-OP und Ambulanz, lediglich die Zahl der Betten wird von 32 auf 15 reduziert, wie ein Sprecher des Krankenanstaltenverbunds (KAV) dem KURIER bestätigt. Der Primarius der Augenabteilung in der Rudolfstiftung betreut jene im SMZ Ost mit.

Vom Zentrumsgedanken habe man sich aber nicht verabschiedet, betont der Sprecher. Die drei Augenabteilungen würden künftig in einem Netzwerk eng miteinander kooperieren. Und langfristig peile man auch weiterhin ihre räumliche Zusammenführung in der Rudolfstiftung an. "Der Zeitpunkt ist aber offen", so der Sprecher.

Aus KAV-Kreisen ist zu hören, dass neben dem Widerstand von Ärzten und Patienten auch finanzielle Probleme und damit auch Verzögerungen bei den nötigen baulichen Maßnahmen für den Kurswechsel ausschlaggebend waren. Der KAV-Sprecher will das nicht bestätigen. "Eine Rolle spielte die Patientensicherheit. Weiters wollen wir die organisatorische Zentrumsbildung der baulichen vorziehen."

Dermatologie

Die Planänderung betrifft aber auch andere Bereiche. Anstelle eines auch umstrittenen Dermatologie-Zentrums in der Rudolfstiftung belässt es der KAV vorerst ebenfalls bei einem Kooperationsnetz der bestehenden Haut-Abteilungen.

Das vorläufige Aus für das Augenzentrum Rudolfstiftung hat zudem Folgewirkungen auf andere Projekte. Etwa auf die geplante Übersiedlung der dortigen HNO-Abteilung ins SMZ Ost, die mit der Augenabteilung hätte Platz tauschen sollen. "Die Entscheidung, was mit der HNO-Abteilung passiert, wurde jetzt auf 2018 vertagt", sagt Wolfgang Kreuzbauer, Personalvertreter in der Rudolfstiftung. Unklar sei auch die Zukunft der dortigen urologischen Abteilung. Ein Schwerpunktspital brauche eine funktionierende urologische Versorgung. "Es ist aber zu begrüßen, dass man bei der Umsetzung des Spitalskonzepts das Tempo herausnimmt und erst einmal nachdenkt, ob alle Projekte sinnvoll sind", meint Kreuzbauer.

"Aus jetziger Sicht erfolgt die Übersiedlung der HNO-Abteilung im kommenden Jahr", gibt sich der KAV-Sprecher hingegen zuversichtlich. Hinsichtlich Urologie würden derzeit Gespräche laufen.

"Pläne gescheitert"

"Die rot-grünen Pläne der Stadtregierung für den Umbau des Wiener Gesundheitssystems sind de facto gescheitert", sagt Neos-Klubchefin Beate Meinl-Reisinger. "Die Fehler und die Unrealisierbarkeit der Pläne werden immer offensichtlicher, egal ob es um die Zusammenlegung der Augenversorgung, Dermatologie oder andere Fachbereiche geht."