Stadt nimmt Nachtdienst-Streichungen in den Spitälern nur teilweise zurück
Von Josef Gebhard
Vor genau einem Monat legten Hunderte Ärzte in den Gemeindespitälern aus Protest gegen die geplante Streichung von 40 Nachtdiensten ihre Arbeit nieder. Damit konnten sie den Krankenanstaltenverbund (KAV) immerhin dazu bewegen, dass jede einzelne geplante Kürzung gemeinsam mit Ärzte- und Personalvertretern evaluiert und überprüft wird (der KURIER berichtete).
In den vergangenen Wochen haben die Arbeitsgruppen zunächst jene elf Dienste begutachtet, die im Oktober gestrichen hätten werden sollen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor: Nur zwei der geplanten Reduktionen werden vollständig zurückgenommen. Betroffen sind die Unfallchirurgie im Wilhelminenspital und die Neurochirurgie in der Rudolfstiftung.
Kinderabteilungen
Zwei Dienst-Streichungen (Kinderabteilungen Donauspital und SMZ Süd) erfolgen ausschließlich zwischen Mitte April und Mitte November. In den Wintermonaten soll es hingegen wieder einen Nachtdienst mehr geben, weil in diesem Zeitraum mit einem erhöhten Patientenaufkommen zu rechnen ist.
Sechs Streichungen werden befristet durchgeführt und nach einem Zeitraum von bis zu vier Monaten erneut evaluiert. Die Reduktion eines Nachtdienstes in der Chirurgie des Krankenhauses Floridsdorf wird aufgrund derzeit vakanter Dienstposten zu einem späteren Zeitpunkt behandelt.
Jene sieben Nachtdienste, die seit Juli bereits gestrichen wurden, werden laut KAV im November evaluiert.
Ansonsten finden im November keine weiteren Reduktionen statt, betont eine Sprecherin des KAV. Die restlichen 22 Dienste, die auf der Streichliste stehen, sollen ebenfalls mit den Ärztevertretern evaluiert werden. Entscheidendes Kriterium dabei ist, ob es durch die Streichung zu einer Gefährdung der Patienten oder einer Überlastung der Mitarbeiter kommt.
Gesondert behandelt wird die vom KAV gewünschte Umstellung von 25- auf 12,5-Stunden-Nachtdienste. Doch auch sie soll nur im Einvernehmen mit den Mitarbeitern erfolgen.
Kammer abwartend
"Es ist jedenfalls positiv, dass mittlerweile mit den betroffenen Mitarbeitern überhaupt geredet wird", kommentiert der Wiener Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres diese ersten Zwischenergebnisse. "Wenn eine Reduktion von Nachtdiensten möglich ist, ohne dass dadurch die Versorgung gefährdet wird, und die Kollegen dabei eingebunden werden, wird niemand etwas dagegen haben", betont er. "Wir warten aber noch die weitere Evaluierung ab. Ich bleibe sehr vorsichtig: Es wäre nicht das erste Mal, dass sich der KAV nicht an getroffene Vereinbarungen gehalten hätte."
Deswegen bleibe auch der von der Ärztekammer getroffene Streikbeschluss weiterhin aufrecht. Hält sich der KAV nicht an die Abmachungen, würden die Ärzte abermals die Arbeit niederlegen.
Noch offen ist, ob jene, die das am 12. September gemacht haben, trotzdem ihr volles Gehalt bekommen. Wie berichtet, fordert das die Kammer vom KAV und bietet dem Spitalsträger im Gegenzug eine Abschlagszahlung an. Die Stadt prüft derzeit, ob sie dieses Angebot annehmen kann.