Chronik/Wien

Stadt kauft Grundstück für Campus der Religionen

Auf 10.000 Quadratmetern soll in der Seestadt Aspern bis 2022 der "Campus der Religionen" entstehen. Daran beteiligt sind neben der Römisch-katholischen, der evangelischen und der griechisch-orientalischen Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), die Österreichisch-buddhistische Religionsgemeinschaft, die neuapostolische Kirche sowie die Sikh-Religionsgemeinschaft.

Geplant ist eine interreligiöse Begegnungs- und Ausbildungsstätte, in die unter anderem die Kirchlich Pädagogischen Hochschule (KPH) von Strebersdorf übersiedeln soll, kündigt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) unisono mit Kardinal Christoph Schönborn und den Vorsitzenden der anderen Religionsgemeinschaften an. Auf dem von der Stadt zur Verfügung gestellten Grund, dessen Ankauf im März vom Gemeinderat beschlossen werden dürfte, soll neben individuellen Sakralräumen auch ein gemeinsamer Bereich entstehen. Nach einem Architekturwettbewerb und den notwendigen Baugenehmigungsverfahren sei der Spatenstich für 2020 geplant, sagt der Stadtchef.

Ein Objekt für jede Religion

Bevor gebaut werden kann, müssen bei den meisten der genannten Gemeinschaften allerdings erst die nötigen Mittel lukriert werden. Denn für die architektonische Gestaltung der individuellen Objekte sind die Religionsgesellschaften selbst verantwortlich. Je nach Größe der Gruppierung werden auch die Gebäudegrößen und -funktionen variieren. Um die Finanzierung zu gewährleisten, sei ein Bausteinsystem angedacht, so Ludwig. Der Zivilbevölkerung solle es möglich sein, sich an dem interreligiösen Projekt zu beteiligen.

Mit der Unterstützung der rund 700.000 Muslime in Österreich werde etwa auch die an sich nicht sonderlich betuchte IGGÖ ein Objekt am Campus zu beziehen, stellt deren Präsident, Ümit Vural, im Gespräch mit dem KURIER in Aussicht. 

"Hohe Symbolkraft"

Bürgermeister Ludwig ist der Campus der Religionen ob seiner hohen Symbolkraft "ein Herzensanliegen", das er bereits in seiner Funktion als Baustadtrat forcierte. Zeige er doch, dass in Wien - "anders als in anderen Metropolen" - Religionen "nicht nur nebeneinander, sondern miteinander" existieren. Und nur der gelebte Dialog schließe aus, "dass radikale Elemente Platz greifen". Gemeinsam gelte es, entschieden gegen Attacken gegen einzelne Religionen bzw. Gläubige aufzutreten, betont der Stadtchef. "Denn der Angriff auf eine Religionsgemeinschaft ist ein Angriff auf alle."

Für Kardinal Schönborn ist der Bildungsaspekt des Projekts von Bedeutung: Sei die gemeinsame Ausbildung künftiger Pflichtschullehrer an der KPH doch "das Beste, um religiöses und ziviles Miteinander zu fördern".