Chronik/Wien

SPÖ auf Ideensuche und die Entdeckung der Lederhose

Die SPÖ will ihr Parteiprogramm erneuern, die Wiener sollen dabei federführend sein. Am Donnerstag wurde der Erneuerungsprozesses vorgestellt.

Bürgermeister Michael Häupl mahnte ein, sich stärker auf die Grundwerte der SPÖ zu besinnen und diese zu leben. Aktuelles Beispiel sei die Asyldebatte: Man könne nicht am 1. Mai von der internationalen Solidarität singen. Man müsse auch danach handeln, forderte Häupl: "Wenn 600 Flüchtlinge in Wien vor der Tür stehen, ist es klar,dass ich sage ‚Ja, wir helfen‘. Das kommt bei mir aus dem Rückenmark." Warum man ein neues Parteiprogramm – das aktuelle stammt von 1998 – brauche? Häupl: "Weil sich die Gesellschaft ändert."

Gegen Ausländerhass

Solidarität forderte auch Bundeskanzler Werner Faymann in seiner Rede ein. Aber auch andere rote Werte wie Verteilungsgerechtigkeit, Bildung, leistbares Wohnen oder dass "Antisemitismus und Ausländerhass keine Kavaliersdelikte sind".

Diese Grundwerte zu leben, sei nicht nur Aufgabe der Parteispitze, sondern auch der Basis, betonte Häupl. Von dieser gab es durchaus Selbstkritik – vor allem von den Jungen, die auffällig stark auf der Bühne vertreten waren. Sie sollen den Erneuerungsprozess maßgeblich vorantreiben. "Wenn dann Sozialdemokraten ernsthaft wieder Grenzkontrollen fordern, frage ich mich, ob die unsere Grundwerte kennen?", kritisierte etwa Marcus Gremel, Vorsitzender der Jungen Generation Wien. SJ-Wien-Chefin Marina Hanke forderte hingegen mehr leistbares Wohnen für junge Menschen. Auffällig: Nur zwei Stadträte waren auf der Bühne. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig sollen das Signal an die Frauen und älteren Genossen sein und ebenfalls Inhalte liefern.

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Von Inhalten zum Outfit: Ludwig fiel zuletzt mit seiner Lederhose auf. Zwei Auftritte hat er bereits absolviert – am Neustifter Kirtag und wenig später bei der Eröffnung der Wiener Wiesn. Auf sein Lederhosen-Outfit angesprochen sieht Ludwig kein Problem: "In diesem Rahmen passt das einfach." Für die Besuche im Gemeindebau dürfte die Lederhose aber im Schrank bleiben. Die Genossen sollen wohl nicht ganz verschreckt werden.