Chronik/Wien

Schlammschlacht um Nebenjobs

Eine Schlammschlacht ist zwischen Wiens Ärztekammer-Präsidenten Thomas Szekeres und Patientenanwältin Sigrid Pilz ausgebrochen. Der Auslöser: Pilz hatte zuletzt gefordert, ärztliche Nebenjobs in Privatspitälern oder -ordinationen einzuschränken oder sogar zu verbieten. Die Ärzte sollten stattdessen ihre Patienten in den öffentlichen Spitälern versorgen.

Doch darum geht es mittlerweile nur mehr am Rande: Würden die Gehälter "auf das Niveau von Frau Pilz ansteigen, 12.000 Euro im Monat", könne er sich "sehr gut vorstellen, dass man auf Nebenbeschäftigungen verzichten kann", ätzte Szekeres Donnerstag auf Ö3.

Pilz reagiert empört: "Die Höhe meines Gehalts ist nahtlos an jenes meines Vorgängers angeschlossen. Dessen Einkommen war nie ein Thema", sagt sie zum KURIER. "Offenbar meint man, mich mit persönlichen Angriffen mundtot zu machen."

Tatsächlich wurde die ehemalige grüne Gemeinderätin – anders als viele andere Patientenanwälte – in den vergangenen Jahren nicht müde, schwere Missstände im Gesundheitswesen öffentlich zu machen. Etwa den Fall jener Gynäkologin, in deren Praxis es über Jahre hinweg bei Abtreibungen immer wieder zu schweren Pannen gekommen sein soll. In diesem Zusammenhang hatte Pilz immer wieder das Ärztekammer-interne Qualitätsmanagement kritisiert.

Im Vorjahr setzte die Wiener Ärztekammer einen eigenen Patientenombudsmann ein. Die bestehende Patientenanwaltschaft sei politisch nicht unabhängig genug, lautete die Begründung.

"Kein Feindbild"

"Für uns ist die Patientenanwältin sicher kein Feindbild", betont Szekeres. "Ich glaube nur, dass sie im aktuellen Fall das Problem nicht richtig verstanden hat." In Wien würden nur 30 Prozent der Ärzte Nebenbeschäftigungen nachgehen – "die meisten davon nur in geringem Ausmaß".