Chronik/Wien

Sommerfrische in Wien: Von Kabarett bis Wiener Lied im Donaupark

Am Nachmittag hat es in Wien kurz geregnet. Speziell für Stammgäste kein Grund, zu Hause zu bleiben. Mit Fahrrädern und zu Fuß kommen sie in den Donaupark, einige mit eigenen Camping- und Klappsesseln. Die weniger Betuchten bringen sich auch Speis und Trank mit.

Herbert Sobotka, mittlerweile 84-jähriger Obmann des Kulturvereins Donaustadt, beobachtet die Szenerie vor der Bühne neben dem Irissee mit Genugtuung. Entfernt erinnert speziell der Gegenhang, auf dem jüngeres Publikum in der Wiese Platz genommen hat, an die Waldbühne Berlin.

Schon seit 19 Jahren, erzählt Obmann Sobotka, lockt das kleine Festival im Donaupark Kulturinteressierte an:

+ am Freitag mit Kabarett (am 19.7. etwa Christoph Fälbl, am 2.8. Fredi Jirkal und Pepi Hopf);

+ am Samstag mit mit Austropop (20.7. Wiener Wahnsinn, am 10.8. Die 3);

+ am Sonntag mit Wiener Lied (4.8. Christl Prager, am 18.8. Andy Lee Lang).

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Lang lebe Peter Rapp!

Am vergangenen Samstag unterhielt der  zumindest den älteren Semestern bekannte Moderator Peter Rapp sich und sein Publikum. Wenn er die alten Rock-Hadern singt, wirkt er wie ausgewechselt. Wieder jung, sympathisch. Den 500 Leuten, viele gleich alt wie der singende TV-Ansager, gefällt das jedenfalls.

Auch der Donaustädter Kultur-Obmann wippt mit. Zwischenzeitlich erzählt er, wie ihm einst eine Kulturstadträtin aus den Reihen der eigenen Partei beschieden hat, dass die Menschen im 22. Bezirk keine eigenen Bühnen bräuchten. Ihre Ansage war damals: „Wenn sie Kultur haben wollen, sollen sie in die Stadt fahren. Wir haben ihnen eh eine U-Bahn gebaut.“

Menschen wie Herbert Sobotka und einigen anderen ist es zu verdanken, dass die heute gut frequentierte Spielstätte Orpheum in der Steigenteschgasse damals nicht einem neuen Wohnhaus weichen musste.

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Die Gage des Obmanns

„Früher“, erzählt Sobotka, während die Ridin Dudes auf der Bühne Amy Winehouse aufleben lassen, „bin ich auch selbst aufgetreten, zusammen mit meiner Frau“. Ab und zu bitten sie ihn heute noch auf die Bühne, für das eine oder andere Wiener Lied.

Das Publikum ist mit dem Dargebotenen zufrieden. Bei manchen Veranstaltungen zählt der singende Obmann 1.000 Leute und mehr. Dabei erhält der lokale Kulturverein bei Weitem nicht denselben Trommelwirbel der Stadt Wien wie andere geförderte Kulturangebote.

„Noch zehn Jahre“, sagt der Obmann zu Peter Rapp. Zehn Jahre lang möchte er im Donaupark noch Kultur bei freiem Eintritt anbieten. Wie seit Anbeginn ehrenamtlich. Der Pensionist erklärt dazu: „Meine Gage ist, wenn die Leute sagen: Herr Sobotka, bitte machen Sie weiter.“