Chronik/Wien

Noch einmal richtig krachen lassen

Amerikaner denken bei Wien nur an Mozart und "Sound of Music"? Von wegen. "Wien ist doch eine richtige Silvesterparty-Stadt", findet zumindest der Amerikaner Bruce V., der mit seinen drei Freunden die österreichische Bundeshauptstadt für den diesjährigen Silvesterausflug ausgewählt hat. Das erste Fazit: "Super nett". Und das obwohl die größte Party des Jahres noch bevorsteht. Als der KURIER Dienstagvormittag auf die Reisetruppe trifft, wird gerade der Silvesterpfad inspiziert. Man muss schließlich die guten Stellen im Vorhinein ausmachen, bevor man sich Mittwochabend ins Getümmel wirft.

Schweinsmützen ...

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Wer bei den 700.000 Besuchern, die dieses Jahr auf Österreichs längster Partymeile erwartet werden, aus der Masse herausstechen möchte, der kann sich zum Beispiel bei Johanna Motaliks Glücksbringer-Stand am Graben eine Schweinchenmütze kaufen. Johanna Motalik ist seit dem ersten Silvesterpfad dabei. Und das eigentlich ganz zufällig: Die frühere Immobilienmaklerin stolperte beim Durchblättern des Immobilien-Katalogs über die Glücksbringer-Stand-Annonce. Dass das 25 Jahre sind, erschreckt die Pensionistin dann doch ein wenig. Aber irgendwie macht es trotz der klirrenden Kälte ("So schlimm wie heuer war es aber noch nie.") so viel Spaß, dass sie jedes Jahr wiederkommt. So wie Harald Körschners Stammkunden jährlich bei seiner Hütte knapp vor "Meinl am Graben" für ein, zwei oder drei Erdbeer- oder Ladykracher-Punsche vorbeikommen.

... und Gulaschsuppe

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Körschner betreibt eine von rund 60 Gastrohütten, die die Partygäste zwischen den zwölf Bühnen vom Rathausplatz bis zur Staatsoper oder (für alle, denen das Getümmel in der Stadtmitte zu wild ist) an der Außen-Party-Stelle im Prater mit Punsch, Gulasch oder Kaiserschmarren verköstigen.

Wer die vielen Kalorien mit ein wenig Wiener Walzer abtanzen möchte, der kann das heuer nicht nur am Graben, sondern auch auf dem Universitätsring machen. Anlässlich des 150. Geburtstags des Prachtboulevards, verwandelt sich dieser Teil der Ringstraße ab 17 Uhr in ein Tanzparkett. Kinder, die nicht so gern tanzen, sondern lieber singen, können sich ab 14 Uhr auf dem Maria-Theresien-Platz im Kinder-Karaoke versuchen. Ein paar Stunden später werden die Älteren dort zu Austropop-Klassikern schunkeln. Zumindest bis 2 Uhr. Wer an der frischen Luft weitermachen möchte, der kann an den Stadtrand fahren. Auf einem ehemaligen Flugfeld in der Seestadt Aspern gibt es bis 4 Uhr früh Lichtkunst, Lasershows und DJ-Lines.

Würde alles nach dem Buchstaben des Gesetzes ablaufen, wäre es in der Bundeshauptstadt zum Jahreswechsel wesentlich leiser. Denn: Raketen, Knallfrösche und Schweizerkracher (Gegenstände der Kategorie F2) zu zünden, ist im Wiener Stadtgebiet verboten. Erlaubt sind lediglich Traumsterne, Knallerbsen und Tischfeuerwerke (Kategorie F1). Die Polizei kündigt nicht nur an, Übertretungen zu ahnden (Verwaltungsstrafen von bis zu 4360 Euro), sondern mahnt zur Vorsicht bei Feuerwerkskörpern.

Jährlich verletzen sich rund 600 Personen beim unsachgemäßen Hantieren mit Krachern. Die Opfer sind fast ausnahmslos Männer. Fast immer sind illegal zusammengebaute Böller im Spiel. Bereits Wochen vor den Polizei-Kontrollen, die den Handel mit Pfusch-Böllern unterbinden sollen, importieren Fans die Ware aus dem Ausland. Die Produzenten reagieren ebenfalls auf die "Aktion scharf" der Exekutive und liefern frei Haus.

Fälschungen

Doch die "tickenden Zeitbomben" landen laut Polizei auch in den Regalen von Fachgeschäften. "Fachhändler haben in gutem Glauben täuschend echt aussehende, jedoch illegal produzierte Waren gekauft", heißt es seitens der Wiener Exekutive. Mehrere "hochgradig gefährliche" Knallkörper seien bereits sichergestellt worden.

Verboten ist die Verwendung von Knallkörper ohne Prüfzeichen (CE-Kennzeichen). Die minderwertigen, zumeist im Ausland hergestellten Böller sind "unberechenbar", warnt die Polizei.

Mehr Bus, Bim und U-Bahn Um möglichst rasch zu anderen Stationen des Silvesterpfads oder – am Ende des Abends – nach Hause zukommen, haben die Wiener Linien die Intervalle verstärkt. Zusätzlich sind 18 Bim- und neun Bus-Linien unterwegs. Bis drei Uhr früh fahren die U-Bahnen alle 7,5 Minuten, danach - wie üblich - alle 15 Minuten.

Kein Stopp am Stephansplatz Aus Sicherheitsgründen wird die U-Bahnstation Stephansplatz ab 22 Uhr gesperrt. Sie dient der Rettung als Stützpunkt.

Universitätsring gesperrt Ab 17 Uhr (bis 4 Uhr morgens) ist der Universitätsring gesperrt. Der ÖAMTC rät prinzipiell vom Autofahren in der City ab.