Setzen, Laptop aufklappen, schreiben
Von Anna-Maria Bauer
Im Zug, im Kaffeehaus, in der Hotelbar, ganz egal.
Sobald die Geschichte im Kopf ausgereift ist, kann Bernhard Aichner überall schreiben. Auch, wenn er von vielen Leuten und einer großen Geräuschkulisse umgeben ist. Dann kommen einfach die Stöpsel ins Ohr und Philipp Poisel oder James Blake in Dauerschleife. Vor allem in letzter Zeit ist Bernhard Aichner sehr froh, dass er, nicht so wie manch andere Kollegen, einen bestimmten Ort zum Schreiben braucht.
Drei Minuten
Wenn er in dem Moment gerade in Wien ist, dann passiert das wahrscheinlich am Europaplatz 3, in der "One Lounge" am Westbahnhof.
Warum das Motel One?
"Einerseits bin ich hier von der Dusche in drei Minuten am Bahnsteig", sagt Aichner. Oder in der U-Bahn. Oder im Flughafenbus. Je nachdem, wo es nachher hingeht. Andererseits gibt es hier eben die "One Lounge", die 24 Stunden geöffnet hat, die man also Tag und Nacht zum Schreiben aufsuchen kann.
Leute schauen
Als der KURIER Bernhard Aichner in der "One Lounge" trifft, klappt der Autor geraden den Laptop zu und verfolgt bei einem kleinen, kühlen Becks, die Menschen, die draußen vorbeilaufen. "Hier kommen so unterschiedliche Leute vorbei", sagt Aichner. "Und ich beobachte einfach sehr gerne."
Zwecks Inspiration. Und weil er so neugierig ist.
Dass nicht nur er, sondern auch viele Leser und Kritiker von Blum so begeistert waren, konnte Aichner anfangs gar nicht glauben. "Und dann hält man auf einmal die englische Version in Händen. Und denkt sich, cool, ist doch gut zum Englischlernen, denn das Buch kenn ich ja schon", sagt Aichner und lacht.
Verrückt irgendwie. Schön, verrückt.
War es schwierig, als Mann eine Frau zu schreiben? "Ich finde, in der Liebe sind wir alle gleich. Wenn ich lieben kann, kann ich auch aus der Perspektive einer Frau schreiben. Wir Männer haben ja auch alle ein bisschen eine Frau in uns. Und wenn wir die mehr rauslassen würden, wäre alles vielleicht ein bisschen besser", sagt Aichner und sieht auf die Uhr.
Noch eine halbe Stunde bis zum Zug. Kein Stress also. Er ist ja gleich draußen am Bahnsteig. Da geht sich noch ein kleines Becks aus.
„Totenhaus“ heißt der zweite Teil der Trilogie, der gleich nach Erscheinen an die Spitze der Bestsellerlisten kletterte und in dem Aichner die Saga um Brünhilde Blum weiterspinnt.
LesungenDer Autor liest Auszüge aus dem neuen Buch. Am 2. September um
19 Uhr im Thalia in Wien-Mitte und am 4. September um 19.30 Uhr im MuseumsQuartier.
Für Nicht-Hotelgäste nur Flüssiges. Neben Kaffee und Antialkoholika auch Cocktails wie den Moscow Mull mit Vodka, Ginger Beer und Gurke.
PreiseMittelpreisig. Das Becks Bier gibt es um 2,90 €, die Melange um 2,50 €, den Aperol Spritz um 5,50 €.
AtmosphäreStylisch und gemütlich. Dunkelbraunes Holz, türkise Sessel und Luster bestückt mit Swarovski-Kristallen.
GeöffnetFür all jene, die nach einem Konzert in der Stadthalle noch einen Drink brauchen: Die Bar hat 24 Stunden geöffnet.