Chronik/Wien

Schussattentat: Angst als Tatmotiv

Was war das Motiv von Johann G. (49)? Der Wiener Taxler feuerte am 8. Februar in Wien-Favoriten von seinem Pkw aus auf Ludwig M. (51), verletzte ihn im Gesicht und an der Schulter. Jetzt sitzt er wegen versuchten Mordes in U-Haft.

Bisher ging man von einer Eifersuchtstat aus. Der Häftling M., ein verurteilter Mörder, der gerade auf Hafturlaub war, wollte seine neue alte Liebe, seine Ex-Frau, besuchen, als die Schüsse fielen. Just mit jener Frau war Taxler Ludwig G. bis vor einem Jahr verheiratet. Was liegt näher, als G. rasende Eifersucht zu unterstellen – wohl wenig.

Drohbotschaften

Jetzt lässt sein Anwalt, Nikolaus Rast, mit einer anderen Version aufhorchen: „Mein Mandant hatte Angst, er wurde bedroht“, sagt der Jurist. Von wem? Das Opfer, Ludwig M., das kurz nach dem Schussattentat aus der Haft entlassen wurde, soll den verhafteten Taxler massiv bedroht haben. „Wenn ich rauskomme, bist du nicht mehr lange verheiratet“, lautete eine Botschaft. Oder: „Ich finde dich, ich schau’ in jedes Taxi.“ An den Verhafteten sollen die Drohungen über die Ex-Frau herangetragen worden sein. „Er hat Angst gehabt. So ein Mensch, ein Mörder, sucht mich, hat er sich gedacht. Das hätte ein Denkzettel sein sollen“, sagt Rast. Der Anwalt hält das durchaus für schlüssig. Die Staatsanwaltschaft Wien nicht, sie geht von einem versuchten Mord aus, lässt weiter ermitteln.

Die Pistole, eine Walther PPK, Kaliber 7,65 Millimeter samt Schalldämpfer, hatte der Taxler in seinem Handschuhfach. Warum zielte er ins Gesicht? Das habe er nicht getan, erklärt Rast. „Die Kugel könnte vom Glas abgelenkt worden sein.“ Versuche von Polizeitauchern, die in der Donau versenkte Waffe zu bergen, scheiterten. Ob die WEGa-Beamten für einen zweiten Tauchgang ansetzen, war unklar.