Chronik/Wien

Schon 148 Fälle beim Patientenombudsmann

Langweilig ist Franz Bittner in seinem neuen Job nicht. Seit Anfang September ist der ehemalige Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse Patientenombudsmann der Wiener Ärztekammer. Und bereits im ersten Monat nach Amtsantritt landeten 148 Patienten-Beschwerden auf seinem Schreibtisch. „Das ist deutlich mehr als wir erwartet haben“, erzählt der 60-Jährige.

81 Fälle sind bereits erledigt, knapp die Hälfte davon positiv im Sinne der Patienten. „Oft ging es dabei darum, dass sie sich von ihrem Arzt nicht korrekt behandelt fühlten. Viele dieser Fälle ließen sich aber mit einer Entschuldigung durch den Arzt lösen.“

Bittner musste sich aber auch schon mit Beschwerden beschäftigen, hinter denen möglicherweise ein gröberer Behandlungsfehler steckt – etwa eine in den Augen des Patienten verpfuschte Halux-Operation oder ein urologischer Eingriff, der nicht zum gewünschten Ergebnis führte. Diese Beschwerden leitete Bittner an die Ärztekammer-Schiedsstelle weiter, die prüft, ob sie tatsächlich gerechtfertigt sind.

Ob bei dieser kammerinternen Kontrolle nicht die Gefahr besteht, dass Fehler unter den Teppich gekehrt werden? „Ich muss mir noch anschauen, wie dieses System funktioniert und ob Korrekturen nötig sind“, sagt Bittner, dem für seinen neuen Job zwei Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wurden.

Urlaubsvertretung

Korrekturen sind offenbar bei der Organisation der Arzt-Ordinationen nötig. „Immer wieder beschweren sich Patienten über die Urlaubsvertretung. Sie kommen in die dafür vorgesehene Praxis, doch dort weiß man noch nicht einmal, dass der zu vertretende Arzt bereits auf Urlaub ist.“ Das führe oft zu Verwirrung.

Gut funktioniere hingegen die Zusammenarbeit mit der Wiener Patientenanwaltschaft, betont der neue Ombudsmann. Sie hatte wie berichtet die Einrichtung der kammerinternen Servicestelle kritisiert. „Wir leiten Fälle an sie weiter, die eindeutig in ihre Zuständigkeit fallen.“ Umgekehrt wird Bittner von der Patientenanwaltschaft kontaktiert, wenn beanstandete Ärzte nicht kooperativ sind.

Austausch

„Wir tauschen einander aus“, bestätigt Patientenanwältin Sigrid Pilz. Worüber sie sich aber wundert: „Offiziell hat sich Bittner noch nicht bei mir vorgestellt.“

Mehr Engagement wünscht sie sich von ihm vor allem im Fall jener – mittlerweile mit Berufsverbot belegten – Abtreibungsärztin, bei der es wiederholt zu massiven Komplikationen gekommen sein soll (der KURIER berichtete). „Bittner muss dafür sorgen, dass die Ärztekammer die noch nötigen Schritte setzt. Schließlich gab es hier schwere Versäumnisse in der Qualitätssicherung. Jahrzehntelang hat die Kammer zugesehen“, betont Pilz.

Nachdem der Fall vor seinem Amtsantritt ins Rollen kam, habe er sich direkt nicht damit beschäftigt, betont Bittner. „Er ist aber sicher ein Lehrbeispiel dafür, wo die Kammer noch Maßnahmen setzen muss.“