Chronik/Wien

Razzia der Finanz in luftiger Höhe

Franz Kurz will hoch hinaus – nämlich ins 60. Stockwerk des DC Towers, dem höchsten Gebäude Österreichs. Nicht wegen der fantastischen Aussicht. Ihn interessiert vielmehr, was sich in den 60 Stockwerken abspielt.

Kurz ist Einsatzleiter der Finanzpolizei. Schon vor der Großrazzia auf der Baustelle weiß er: „Da ist was dabei. Da wett’ ich ein paar Bier im Schweizerhaus.“

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Doch vorher wird die Aktion generalstabsmäßig vorbereitet. Mittwochfrüh treffen sich rund 100 Finanz-, Fremden- und „normale“ Polizisten im Finanzamt Kagran. Noch einmal wird die Aktion genau durchgesprochen. Drei Zufahrten gibt es zur Baustelle. Alle drei müssen gleichzeitig abgeriegelt werden. Die Finanzpolizisten sind in 18 Teams aufgeteilt. Jedes bekommt eine exakte Aufgabenstellung.

Risikogruppe

Gegen 10 Uhr kommt der Konvoi mit den Beamten beim DC Tower an. „So, jetzt schnell, es spricht sich rasch herum, dass wir da sind“, sagt Kurz. Die ersten Finanzpolizisten steuern schnurstracks auf die Eisenbieger zu – eine „Hochrisikogruppe“. Keine Ausbildung, schlechte Bezahlung. Ein Arbeiter nach dem anderen wird kontrolliert. Sind alle Papiere und Genehmigungen da, gibt’s ein grünes Armband. Doch das ist kaum zu sehen.

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Ein Arbeiter nach dem anderen bekommt ein oranges Armband – sie haben keine Papiere dabei oder müssen noch genauer überprüft werden. „Grün arbeitet weiter, orange kommt mit uns mit“, sagt ein Finanzpolizist. Wer den Ausweis in der Wohnung vergessen hat, wird von der Polizei heimgeführt. Insgesamt 304 Personen werden am Mittwoch auf der Großbaustelle kontrolliert, außerdem 50 Firmen.

Bilanz

Die Zwischenbilanz am frühen Nachmittag: Zehn Anzeigen wegen Lohndumpings. Sechs Arbeiter sind nicht bei der Krankenkasse angemeldet. Vier Firmen haben Steuerrückstände in der Höhe von rund 30.000 Euro; sie werden gepfändet. Elf Anzeigen nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz. Und dabei gelingt den Beamten ein Volltreffer. In einer verschlossenen Abstellkammer hat sich ein Mann versteckt. Der Generalschlüssel muss her – und bei der Kontrolle stellt sich heraus: Gegen den Arbeiter besteht ein Aufenthaltsverbot. Er wird festgenommen und abgeschoben.

Ein Erfolg? „Erwischen wir viele, haben wir im Moment Erfolg. Sind es wenige, haben wir im Vorfeld gut gearbeitet“, sagt Kurz. „Unterm Strich sind 99 Prozent der Baustellen ein Treffer.“

Nachwuchs für die Wiener Skyline

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