Chronik/Wien

Raubmord: Putzfrau vor Gericht

Die Staatsanwältin hält das vergrößerte Foto wie eine Trophäe in die Luft: Ein silberner Ohrstecker, der im November 2011 neben einer getöteten Pensionistin gefunden wurde, ist zu sehen. Wem gehört er? 15 Monate lang war das unklar. Der Sohn des Opfers, ein Lehrer, brachte die ehemalige Putzfrau seiner Mutter ins Spiel.

Die DNA-Analyse zeigte einen Treffer an.

Die Besitzerin des Schmuckstücks, Gabriele S., 41, steht seit Dienstag wegen Mordes an einer Pensionistin, 85, vor einem Geschworenengericht. Ursprünglich hatte sie ein Geständnis abgelegt: Detailreich schilderte sie der Staatsanwältin die Tat. Wie sie mit Krücken auf das Opfer einprügelte, mit einem Küchenmesser zustach, vergebens nach dem gebunkerten Geld suchte. Später führte sie die Ermittler zu den „Tatwaffen“.

Doch noch während der U-Haft ruderte sie zurück. Aus der Einzeltat wurde ein Gemeinschaftsverbrechen. Sie belastete ihren Partner so massiv, dass dieser sofort inhaftiert wurde. „Er war es“, wiederholte sie am Dienstag.

Die Justiz glaubt ihr aber nicht, denn ihr „Ex“ hat ein Alibi, das besser nicht sein kann. Er lieferte mit einem Kollegen Getränke aus, stellte kurz vor der Tat einen Lieferschein aus, war mit seinem Handy woanders eingeloggt. Bald schon war er ein freier Mann.

Doch S. wich nicht von ihrer Version ab, trotz aller Widersprüche, die ihr vor Augen geführt wurden. Wie kam das Blut auf ihre Kleidung? Oder der Ohrstecker neben die Leiche?

Laut einer psychiatrischen Gutachterin ist S. zurechnungsfähig. Am Donnerstag sagen weitere Zeugen aus.