Prozess: Überfall auf Ärztepaar unter Kokain-Einfluss
Von Daniel Melcher
Grinsend hatten zwei der drei Beschuldigten am Mittwoch auf der Anklagebank am Wiener Landesgericht Platz genommen. Der Zweitangeklagten verlor seine gute Laune, als ihn die Richterin während der Vernehmung seines Komplizen aus dem Gerichtssaal schmiss und abführen ließ. Der Beschuldigte hatte nämlich trotz mehrmaliger Ermahnung dem anderen Verdächtigen zugeflüstert.
Rücksichtslos sollen die beiden Mazedonier (19, 20) auch vorgegangen sein, als sie im Dezember nach Wien gekommen waren. Sie sollen mehrere Einbruchsdiebstähle begangen haben. „Um Geld zu verdienen“, wie sie sagten. Bei einem Coup in Gänserndorf sollen mehr als 115.000 Euro erbeutet worden sein. Das Duo lernte dann den Drittangeklagten (30) kennen. Ein Gärtnergehilfe dürfte den Tipp für das Einfamilienhaus in Wien-Penzing gegeben haben. Zu dritt kundschaftete man das Ärztepaar in der Ulmenstraße aus. Das Trio läutete einmal an, um zu sehen, wer die Besitzer sind. Danach wollte man zwei Mal das ältere Ehepaar überfallen, bekam jedoch jedes Mal kalte Füße.
Kokain aus dem Prater
Erst beim vierten Anlauf klappte der Überfall im Wohnhaus des Ärztepaares (von Experten auch Home Invasion genannt). Die Männer kauften sich ihren Mut im Prater bei einem Dealer. „Ich nehme regelmäßig Kokain und habe danach keine Emotionen“, sagte einer der Beschuldigten. Aufgeputscht von der Droge marschierten der 19- sowie 20-Jährige zur Haustür, klingelten an. Der dritte Beschuldigte, wartete im Fluchtauto.
Der 77-jährige Ehemann öffnete die Tür. Einer der Maskierten soll dem älteren Herren sofort gestoßen, der anderer mit Pfefferspray um sich gesprüht haben.
Der Arzt und seine 73-jährige Ehefrau wurden dann im Schlafzimmer mit einem Klebeband gefesselt. Auf einem Smartphone spielten die Angeklagten eine Sprachnachricht samt Forderungen ab, da beide kein Wort Deutsch sprechen. Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, soll dem 77-Jährigen ein Messer an die Kehle gehalten worden sein. Der Ehemann öffnete daraufhin den Tresor. „Das Paar leidet bis heute unter den Folgen und fühlt sich im Haus nicht mehr sicher“, schildert Opferanwältin Susanne Kurtev.
Die ersten beiden Angeklagten wurden zu einer Zusatzstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt. Sie hatten bereits Haftstrafen wegen Einbruchsdiebstahls. Der Drittangeklagte wurde zu sechseinhalb Jahren verurteilt. Alle Urteile sind nicht rechtskräftig.